Während der Zeit der Corona-Pandemie (aber auch schon zuvor bei anderen gesellschaftlichen relevanten Themen) wurde die politische Durchsetzung vieler Restriktionsmaßnahmen (wie Masken-, Isolations- oder Impfpflicht) mit „Fakten“ begründet. Zumeist mit dem Zusatz, dass es sich um „naturwissenschaftliche Fakten“ handele. Was aber sind eigentlich Fakten? Was sind Tatsachen? Und warum soll bzw. kann man sie angeblich nicht „leugnen“? Gleichzeitig erleben wir in anderen Bereichen der Politik eine starke Ausrichtung an subjektiven Empfindungen: Beispielsweise soll das alte Transsexuellen Gesetz durch ein neues Selbstbestimmungsgesetzt abgelöst werden: Jeder Mensch soll zukünftig sein Geschlecht selber bestimmen können, ohne dass eine „objektive Instanz“, wie die Medizin, diese subjektive Empfindung überprüft. Ist Geschlecht also eine individuelle „subjektive Wahrheit“ oder eine „soziale Konstruktion“? Und was heißt das?
Im Seminar soll es sehr grundsätzlich um die Frage gehen, was neuzeitliche Wissenschaft eigentlich ist und wie „objektives“ wissenschaftliches Wissen hergestellt wird. Dazu werden wir zunächst in einem wissenschaftstheoretischen Zugang verschiedene Begriffe klären (Theorie, Objektivität, Wahrheit, Wissen, Fakten, Konstruktion, Erfahrung, u.a.). Danach soll in einem wissenschaftshistorischen Zugang gefragt werden, wie eigentlich die Ausdifferenzierung der Wissenschaft in Sozial-, Geistes-, Natur-, und Humanwissenschaften entstanden ist und welche Bedeutung sie für wissenschaftliche Forschung heute hat. Eine weitere, seit Mitte das 20. Jahrhunderts zunehmend aktueller werdende Frage ist die der „Interdisziplinarität“: Können eigentlich z.B. Soziolog*innen, Informatiker*innen und Biolog*innen zusammenarbeiten? Und wenn, wie verständigen sie sich eigentlich? Nachdem wir abschließend die „Objektivität subjektiver Empfindungen“ anhand der Begriffe Erfahrung, Tacit Knowledge und Leiblichkeit unter die Lupe genommen haben, lassen sich die oben genannten Gegensätze zwischen „objektiver Wahrheit und subjektiver Wirklichkeit“ differenzierter in den Blick nehmen.
Anmelderegeln
Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: MA: Hermeneutische Methoden, Teil A+B (SOW-4300/SOW-4301/SOW-4800)".
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Die Anmeldung ist möglich von 05.09.2022, 00:01 bis 10.10.2022, 23:59.
Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 12.10.2022 um 00:01 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.
Anmeldemodus
Die Anmeldung ist verbindlich, Teilnehmende können sich nicht selbst austragen.