Am Populismus scheiden sich die Geister. Umstritten ist nicht nur, wie populistische Akteure im Hinblick auf den Bestand und die Erneuerung parlamentarischer Demokratien zu bewerten sind. Umstritten ist bereits, welche Parteien und Bewegungen, die Unbehagen an der gegenwärtigen Verfassung dieser Demokratien zum Ausdruck bringen, als populistisch einzuordnen sind und welche nicht.
Für eine sozialwissenschaftlich fundierte Verortung der Phänomene Populismus und Neo-Populismus ist die Frage, wie kollektive Identitäten – des „Volkes“, der Nation der Bürgergemeinschaft – politisch konstruiert und artikuliert werden, von zentraler Bedeutung. Eine Anti-Establishment-Orientierung allein ist kein hinreichendes Indiz, um einer Gruppierung primär populistische Motive zuzuschreiben. Erst die Negation von Pluralismus und Diversität bei der Mobilisierung kollektiver Zugehörigkeit durch die entsprechende Gruppierung erlaubt eine solche Zuschreibung.
Eine eingehende theoretisch-konzeptuelle Einführung wird die Grundlage bieten, um anhand aktueller Beispiele im Ost-West- und Nord-Süd-Vergleich wesentliche Inhalte und Strategien populistischer Politik herauszuschälen und dem Populismus auf die Erneuerung von Demokratie gerichtete Alternativen gegenüberzustellen.
Literatur zur Vorbereitung
Chatterjee, Partha, 2019: I Am the People: Reflections on Populism Today, New York
Gerbaudo, Paolo, 2017: The Mask and the Flag: Populism, Citizenism and Global Protest, London
Mudde, Cas u. Rovira Kaltwasser, Cristóbal, 2017: Populism: A very Short Introduction, Oxford
Priester, Karin, 2012: Rechter und linker Populismus, Frankfurt a. M.
Vergara, C., 2020: Populism as Plebeian Politics, Journal of Political Philosophy, 28 (2), 222-246
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