Die gesellschaftliche Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) ist unumstritten: Bedingt durch ihre historische Genese ergibt sich eine enge Verflechtung von Literatur und Erziehung. Dieses Grundmoment prägt ihre Rezeption bis in die heutige Zeit. Dabei befindet sich die KJL in einem einzigartigen Spannungsfeld zwischen literarischer Ästhetik und didaktischem Instrument. Neben der Ausbildung eines künstlerisch-ästhetischen Empfindens und der Wissensvermittlung enthält die KJL demnach zumeist pädagogisch-erzieherische Absichten. Gerade in diesen pädagogisch-erzieherischen Absichten lässt sich derzeit ein Wandel ablesen: In der gegenwärtigen KJL geht es weniger um eine ausdrückliche Belehrung, sondern vielmehr um eine Befähigung der Kinder, selbst Positionen zu beziehen. Sie wird komplexer, vielfältiger (kulturelle Heterogenität) und so zur Plattform für ethische Auseinandersetzungen.
Das Seminar möchte sich diesem Wandel annehmen und gegenwärtige Texte der KJL auf ethische Fragestellungen hin untersuchen. Nach einer theoretisch-philosophischen Auseinandersetzung mit dem ‚Anderen‘ gilt es sich in unterschiedlichen thematischen Blöcken das ‚Andere‘ an konkreten, literarischen Beispielen anzusehen.
Neben der eigenen Auseinandersetzung mit den ethischen Fragestellungen im Seminarkontext wollen wir immer wieder einen Blick über den Tellerrand hinauswerfen und den Transfer in den Schulalltag mitdenken. Gemeinsam möchten wir Wege finden das Gelernte für die Unterrichtspraxis fruchtbar zu machen und erste Umsetzungsvorschläge erarbeiten.
Diese Lehrveranstaltung findet als Tandem-Lehrveranstaltung im Rahmen des LeHet-Kooperationsprojekts "Sprache des Selbst - Sprache der anderen" statt. Studierende der Germanistik und der Fächer DaZ/DaF besuchen ein gemeinsames literaturwissenschaftliches Hauptseminar und differenzieren die Seminarinhalte in fächerspezifischen Übunge aus. Die Übungen finden nach Studiengängen getrennt statt.
Im Seminar (mittwochs 10:15 - 11:45, Leitung Prof. Waldow, Frau Rettinger) stehen folgende Inhalte im Vordergrund:
Die gesellschaftliche Bedeutung der Kinder-und Jugendliteratur (KJL) ist unumstritten: Bedingt durch ihre historische Genese ergibt sich eine enge Verflechtung von Literatur und Erziehung. Dieses Grundmoment prägt ihre Rezeption bis in die heutige Zeit. Dabei befindet sich die KJL in einem einzigartigen Spannungsfeld zwischen literarischer Ästhetik und didaktischem Instrument. Neben der Ausbildung eines künstlerisch-ästhetischen Empfindens und der Wissensvermittlung enthält die KJL demnach zumeist pädagogisch-erzieherischeAbsichten.Gerade in diesen pädagogisch-erzieherischen Absichten lässt sich derzeit ein Wandel ablesen: In dergegenwärtigen KJL geht es weniger um eine ausdrückliche Belehrung, sondern vielmehr um eine Befähigung der Kinder, selbst Positionen zu beziehen. Sie wird komplexer, vielfältiger (kulturelle Heterogenität) und so zur Plattform für ethische Auseinandersetzungen.Das Seminar möchte sich diesem Wandel annehmen und gegenwärtige Texte der KJL auf ethische Fragestellungen hin untersuchen. Nach einer theoretisch-philosophischen Auseinandersetzung mit dem ‚Anderen‘ gilt es sich in unterschiedlichen thematischen Blöcken das ‚Andere‘ an konkreten, literarischen Beispielen anzusehen. Die Auseinandersetzung zwischen Selbst und Anderen kann zum Beispiel zunächst durch einen Ortswechsel bzw. durch das Überschreiten einer Grenze angeregt werden. Dies geschieht unter anderem beim Verlassen der Heimat. Sowohl Dazwischen: "Ich" (Julya Rabinowich; 2016) als auch "King kommt noch" (Andrea Karimé; 2017) illustrieren die Konfrontation des Selbst mit dem ‚Anderen‘ und dessen Sprache. Fragen, die uns hier beschäftigen werden, sind: Wie wird sprachliche Heterogenität dargestellt? Welche Rolle spielt sie in den literarischen Beispielen? Welche Bedeutung hat das Übersetzen? Welche Schwierigkeiten werden aufgezeigt? Eine weitere Grenze, die wir uns ansehen möchten, ist jene zwischen Mensch und Tier. Auch die Auseinandersetzung mit dem ‚tierischen‘ Anderen kann einen Denkprozess evozieren und in ein Hinterfragen der eigenen Werte und Normen münden. Sowohl Erich Kästners "Die Konferenz der Tiere" als auch "Herr Bello und das blaue Wunder" (Paul Maar) werden hier thematisiert. Der letzte Themenblock befasst sich mit dem vielfältigen Anderen und ist ein Versuch der Vielzahl an möglichen literarischen Beispielen gerecht zu werden. Die ethische Sensibilisierung für Genderaspekte und stereotypische Rollenbilder stellt hier eine der vielen Möglichkeiten dar. Neben der eigenen Auseinandersetzung mit den ethischen Fragestellungen im Seminarkontext gilt esdarüber hinaus immer wieder einen Blick über den Tellerrand zu werfen und den Transfer in die Praxis (Schulalltag) mitzudenken. Gemeinsam möchten wir Wege finden, das Gelernte für die schulische Praxis fruchtbar zu machen und erste Umsetzungsvorschläge erarbeiten
In der DaZ/DaF-spezifischen Übung (mittwochs 8:15 - 9:45, Leitung: Prof. Peuschel) beschäftigen wir uns vertiefend mit Einsatzmöglichkeiten von Kinder- und Jugendliteratur im Kontext von DaZ und DaF. Dabei stehen zusätzlich auch mehrsprachige Texte, die Rolle der Mehrsprachigkeit sowie die Auseinandersetzung mit dem diskursiven Potential mehrdeutiger Figuren im Fokus.
Bitte beachten Sie, dass sie Zahl der Teilnehmenden aus den DaZ/DaF-Studiengängen auf 20 Studierende beschränkt ist.
***Diese Lehrveranstaltung ist Teil des interdisziplinären Projekts „Förderung der Lehrerprofessionalität im Umgang mit Heterogenität (LeHet)“ der Universität Augsburg (mehr erfahren: https://www.uni-augsburg.de/projekte/lehet/).
Das Projekt wird im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.***