„Versuche, einen Roman zu schreiben. Du vermagst es nicht? Dann versuch es mit einem Theaterstück. Du kannst es nicht? Dann mach eine Aufstellung der Börsebaissen in New York. Versuch, versuch alles. Und wenn es gar nichts geworden ist, dann sag, es sei ein Essay.“ So endet Kurt Tucholskys Polemik „Die Essayisten“ (1931) über die von ihm beobachtete Konjunktur des Essays, der mittlerweile von einer „ganze[n] Industrie“ bedient werde. Mit seiner Kritik steht Tucholsky nicht alleine da; der Essay gehört zu den umstrittensten literarischen Gattungen überhaupt. Besonders viel Spott und Unmut entzünden sich – wie bei Tucholsky – an der für ihn typischen subjektiven Herangehensweise sowie an seinen stilistischen Besonderheiten. Zugleich aber erfreut sich der Essay auch heute wieder größter Beliebtheit; die Wochenzeitung „der Freitag“ rief 2012 sein Comeback als Kunstform aus. Und tatsächlich begegnet man dem Essay überall – in Verlagsprogrammen, in Zeitungen, selbst im Rahmen universitärer Lehrveranstaltungen, wo er häufig als Prüfungsleistung eingefordert wird.
Im Seminar wollen wir zunächst die grundlegenden Charakteristika des Essays erarbeiten und seine stilistischen, formalen und poetologischen Merkmale analysieren. Nach einem kurzen Blick auf die Geschichte des Essays als Gattung (Michel de Montaigne, „Du repentir“, 1580; Heinrich von Kleist, „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“, ca. 1805) beschäftigen wir uns mit seiner Rolle im 20. Jahrhundert (u.a. Hannah Arendt, „Wir Flüchtlinge“, 1943; James Baldwin, „The Fire Next Time“, 1963) und widmen uns dann seiner aktuellen Konjunktur: Gibt es eine spezifische zeitgenössische Ausprägung des Essays?
Anmelderegeln
Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Reguläre Anmeldephase SoSe 2021".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
Die Anmeldung ist möglich von 01.03.2021, 00:00 bis 05.04.2021, 23:59.
Anmeldemodus
Die Auswahl der Teilnehmenden wird nach der Eintragung manuell vorgenommen.
Nutzer/-innen, die sich für diese Veranstaltung eintragen möchten,
erhalten nähere Hinweise und können sich dann noch gegen eine Teilnahme entscheiden.