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Seminar: Demokratisches Denken im Angesicht der Krise: Max Weber, Carl Schmitt, Hannah Arendt - Details
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Lehrveranstaltung wird in Präsenz abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Demokratisches Denken im Angesicht der Krise: Max Weber, Carl Schmitt, Hannah Arendt
Veranstaltungsnummer SOW-0010
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 15
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Politikwissenschaft (Politische Theorie)
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Dienstag, 18.10.2022 08:15 - 09:45, Ort: 2123 Geb. D (40 Pl.) [PhilSoz]
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird in Präsenz abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch

Kommentar/Beschreibung

Gegenwärtige politikwissenschaftliche Publikationen behandeln zahlreich das Thema einer globalen Systemopposition zwischen liberalen Demokratien auf der einen und autoritären Herrschaftsformen auf der anderen Seite. Vielfach wird dabei jede Art von freiheitlicher Fortschrittserzählung durch den Verweis auf das Faktische entkräftet: Autoritäre Populismen und faschisierende Bewegungen in konsolidierten Demokratien, ergänzt durch Wohlstandszuwächse in dezidiert anti-demokratischen Staaten, verleihen der Diagnose eines 'demokratischen Regresses' (Schäfer / Zürn) Plausibilität. Der politische und wirtschaftliche Druck auf demokratische Ordnungen wird durch ein multiples Krisenpanorama erzeugt und erhöht: Ukraine-Krieg, Klimakrise, Covid-19-Pandemie, Inflation, Fachkräftemangel, Reisebeschränkungen. Vor allem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine manifestiert und verdichtet mit symbolischen Substrat den Systemantagonismus gegenüber liberal-demokratischer Ordnungstheorien.

Dieser assoziative Überblick provoziert die Prognose, Demokratien seien der Geschwindigkeit und Existenzialität heutiger Herausforderungen nicht gewachsen. Krise und Demokratie werden zu einem kontradiktorischen Gegensatz polarisiert, verdichtet in dem Axiom, die 'Krise sei die Stunde der Exekutive', sodass die Verbindung beider Begriffe, Demokratie wie Krise, allein in der Konstruktion 'Krise der Demokratie' Sinn zu machen scheint.

Ideengeschichtliche Befragungen des Verhältnisses verkomplizieren indes das Urteil. Demokratie wurde historisch nicht gleich als Gegensatz zur Krise verstanden; vielmehr schien 'am Tag der Krise' (Böckenförde) vielfach gerade demokratisches Denken einen Ausweg aus dem existenziellen Entweder-Oder zu versprechen. Von diesem Anspruch ist das Seminar geleitet: Exemplarisch an Max Weber, Carl Schmitt und Hannah Arendt soll diskutiert werden, inwiefern demokratisches Denken im Angesicht der Krise als Lösungsoption sinnvoll erschien. Dabei führt das demokratische Denken im Kontext des Entweder-Oder nicht zwangsweise zu liberalen Ordnungsversuchen; die gegenwärtige Verknüpfung von Liberalismus und Demokratie, die viele der anfangs angesprochenen politikwissenschaftlichen Untersuchungen implizieren, wird vielmehr irritiert: Max Weber zieht aus dem Ersten Weltkrieg und der funktionalen Ausdifferenzierung der Gesellschaft die Konsequenz, ein parlamentarisches Elitenmodell sei als einzige Lösung adäquat, um den Herausforderungen seiner Zeit gerecht zu werden. Carl Schmitt dagegen tendiert in den 'Krisenjahren der Klassischen Moderne' (Peukert) zu einem autoritär-faschistischen Demokratiemodell, das eine ästhetisierende Identität durch Akklamation zwischen Herrschaft und 'Demos' herzustellen verspricht. Die Suchbewegungen Hannah Arendts im Anschluss an die Erfahrungen des Totalitarismus positionieren sich kontrastierend auf der Seite einer intersubjektiven, handlungsorientierten Assoziationspraxis, die Demokratie auf Institutionen wie 'Verfassung' und auf einer gemeinsamen 'Mitwelt' zu gründen versucht.

Dieses Spektrum wird im Rahmen des Seminars behandelt, um dem schwierigen Verhältnis von Demokratie und Krise gerecht zu werden, ohne beide Begriffe immer schon in Opposition zu denken.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: Politische Theorien des Eigentums".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 05.09.2022, 16:00 bis 21.10.2022, 12:00.

Anmeldemodus

Die Auswahl der Teilnehmenden wird nach der Eintragung manuell vorgenommen.

Bitte beachten Sie, dass Sie nur vorläufig angemeldet sind. Eine endgültige Zuweisung erfolgt nach der ersten Sitzung.