Der Rekurs auf die Heilige Schrift stellt einen möglichen Ansatz innerhalb ethischer Normbegründungsmodelle dar und ist der Moraltheologie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verstärkt aufgegeben (vgl. OT 16). Dieser Umstand wirft die Frage auf, mit welcher Geltung im inner- und außertheologischen Diskurs auf die Bibel zurückgegriffen werden kann. Damit verbunden ist die Suche nach einer verantworteten Exegese sowie nach zeitgemäßen hermeneutischen Zugängen, welche sowohl das „gelingende Leben aus dem Glauben“ (KEK II) ermöglichen als auch die wissenschaftliche Redlichkeit des jeweiligen biblischen Zugangs aufrechterhalten. Anhand einschlägiger Passagen aus dem Alten und Neuen Testament und ausgewählter aktueller Themen soll so der Brückenschlag vom biblischen Ethos hin zu einer zeitgemäßen biblischen Ethik geschaffen werden. Dabei stehen vor allem die Wiederentdeckung einer Schöpfungsethik, die Anwendung des Tötungsverbots auf medizinethische Themen und die Beleuchtung von Ehe und Familie im Vordergrund. Ziel dieser Vorlesung ist es, die Grundlagen der biblisch-ethischen Urteilsbildung mit der dahinterstehenden Hermeneutik kognitiv zu erfassen und sie in ihrer Bedeutung für den wissenschaftlichen Diskurs schätzen zu lernen; weiter sollen die gelernten Inhalte sowohl theoretisch als auch in der praktischen Auseinandersetzung (Kontext Schule, Pastoral etc.) kritisch diskutiert werden können.
Literatur
BREITSAMETER, CHRISTOF/GOERTZ, STEPHAN (Hg.), Bibel und Moral. Exegetische und ethische Zugänge (Jahrbuch der Moraltheologie 2), Freiburg i. Br. 2018.
MERKL, ALEXANDER/SCHLÖGL-FLIERL, KERSTIN, Moraltheologie kompakt. Ein theologisch-ethisches Lehrbuch für Schule, Studium und Praxis, Münster 2017.