Laut der aktuellen LEO-Studie 2018 der Universität Hamburg gibt es 6,2 Millionen gering literalisierte Erwachsene in Deutschland. Davon haben 47 Prozent eine andere Herkunftssprache oder sind bilingual mit Deutsch als zweiter Sprache aufgewachsen. Die Bildungsinstitutionen stehen in Folge dessen vor einer großen Aufgabe: Wie kann ein Unterricht gestaltet werden, der die Sprachkompetenz in der deutschen Sprache fördert und zugleich die bereits vorhandenen (schrift-)sprachlichen Fähigkeiten der Lernenden anerkennt und nutzt, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen? Dabei liegen die Herausforderungen einerseits in der Forschung, andererseits in der Alphabetisierungspraxis.
Im Hauptseminar werden zunächst schriftlinguistische und soziokulturelle Grundlagen sowie empirische Forschungserkenntnisse zur Literalität thematisiert. Im praktischen Teil findet eine Auseinandersetzung mit dem international diskutierten Ansatz „Literacy as a social Praxis“ (vgl. Street 1995) und seinen linguistischen Komponenten (mehsprachige Textsorten und ihre Funktionen, literale Ereignisse und Praktiken, mehrsprachige Verwendung von Schrift in verschiedenen Lebensdomänen etc.) statt. Anschließend bekommen die Studierenden die Möglichkeit, eine kleine empirische Untersuchung durchzuführen (z.B. qualitative Interviews, Dokumentation eigener literalen Praxis etc.). Ein solcher Zugang erlaubt es, Aufschluss über allgemeine Bedeutungen von Schriftsprache zu erhalten und daraus individuelle, bedürfnisorientierte Literalitätskonzepte für einen DaZ-Unterricht abzuleiten.
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