Unter der Überschrift 'Geistliche Gebrauchsschriften des Mittelalters' verbirgt sich eine sehr vielseitige und komplexe Textkultur: Sie beinhaltet u.a. Übersetzungen wichtiger biblischer Abschnitte und Gebete in die Volkssprache, katechetische Traktate, Predigten oder Anleitungen zur meditativen Betrachtung. Textimmanente Signale wie auch die Überlieferungsträger deuten oft auf einen von den Urhebern intendierten Gebrauch hin. Doch sowohl Textvarianz und -einrichtung als auch die sich verändernden Überlieferungskontexte zeigen, wie verschieden ein und derselbe Text im Zuge seiner Rezeption Verwendung finden konnte. Das Seminar möchte zum einen einige Grundtypen von aus dem Mittelalter überlieferten geistlichen Schriften vorstellen, um dann an ausgewählten Beispielen solchen Rezeptionsprozessen nachzugehen, an denen im Überblick eine grundlegende Funktionsweise der genannten Textkultur sichtbar wird. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich auf die Begegnung mit mittelalterlichen Handschriften am Digitalisat einzulassen.