Dass die Sozialwissenschaften den Menschen, sein Verhalten und seine Verhältnisse zum Thema heben, scheint in der Gesellschafts- und Sozialtheorie völlig selbstevident. Ob von Individuen oder Akteuren die Rede ist oder ob Geschlechter-, Arbeits- oder Machtverhältnisse erforscht werden, gemeint sind implizit und unhinterfragt immer Menschen. Nicht nur nach Max Weber ist es allein der Mensch, der handelt (nicht Ahnen, Engel oder Tiere) und nur dem Menschen schreiben wir, qua Vernunft und Sprachfähigkeit, auch die Verantwortung für sein Handeln zu. Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts stellen die Biotechnologie ebenso wie die Digitalisierung jedoch die Grenzen des menschlichen Selbstverständnisses tiefgreifend in Frage: Tiefgefrorene Embryonen, beatmete Leichen oder Schimären aus Mensch, Tier und Maschine fordern nicht nur unsere moralischen Werte heraus, auch die Grundbegriffe der Sozialwissenschaften (wie Handlung oder Interaktion, Individuum, Subjekt, Person etc.) müssen überdacht werden. Im Seminar soll es darum gehen, die zumeist impliziten und unhinterfragten anthropologischen Grundlagen der Soziologie in ihren theoretischen Konsequenzen zu reflektieren. Im Zentrum stehen dabei Autoren wie Helmuth Plessner und G.H. Mead, T.W. Adorno und Niklas Luhmann, Gesa Lindemann und Gernot Böhme (u.a.).
Anmelderegeln
Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: Soziologie und Kritik oder: Ist die Soziologie eine normative Wissenschaft?".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
Die Anmeldung ist möglich von 31.08.2015, 00:00 bis 31.10.2015, 23:59.