Seminar: Deutschlands Europa-Narrativ - Details

Seminar: Deutschlands Europa-Narrativ - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Deutschlands Europa-Narrativ
Untertitel Deutschlands Kampf um die diskursive Hegemonie bzgl. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas
Veranstaltungsnummer 040302-0014
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 23
erwartete Teilnehmendenanzahl 15
Heimat-Einrichtung Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Freitag, 17.06.2022 14:00 - 19:00, Ort: 2102 Geb. D (40 Pl.) [PhilSoz]
Voraussetzungen drei Seiten umfassendes Ideenpapier zur Vorbereitungslektüre (unbenotet)
fünfzehnminütiges Impulsreferat
Teilnahme am Seminarwochende
Interesse an der Analyse politischer und gesellschaftlicher Konflikte und Kämpfe
Freude an der Interpretation von Texten und hier insbesondere an der Analyse der Bedeutung politischer Narrative
Leistungsnachweis Hausarbeit
Veranstaltung findet in Präsenz statt / hat Präsenz-Bestandteile Ja
Hauptunterrichtssprache deutsch
ECTS-Punkte vgl. die jeweiligen Modulhandbüc

Räume und Zeiten

2102 Geb. D (40 Pl.) [PhilSoz]
Freitag, 17.06.2022 14:00 - 19:00
Samstag, 18.06.2022 09:00 - 18:00
Sonntag, 19.06.2022 09:00 - 15:00

Kommentar/Beschreibung

Deutschlands Europanarrativ

Über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Europäischen Union, des Euroraums und des größeren Europas wird in erster Linie nicht in Brüssel, Frankfurt am Main, Paris oder Wien entschieden, sondern in Berlin. Das von den je amtierenden Bundesregierungen formulierte Europa-Narrativ ist innerhalb des EUropäischen Gesamtdiskurses von besonderer Bedeutung. Die deutsche Europapolitik kann als eine umfassende Erzählung (Viehöver) verstanden werden, deren Ziel es ist, die Identität Europas maßgeblich mitzubestimmen. Wie Europa über seine eigene Geschichte denkt, wie die Gegenwart interpretiert und wie die Zukunft imaginiert wird, ist abhängig von der Frage, welche Erzählung innerhalb des größeren Diskursraums hegemonial ist (Laclau/Mouffe). In diesem Blockseminar analysieren wir aktuelle europapolitische Sprechakte der Bundesregierung, um die Leitmotive des deutschen Europanarrativs herauszuarbeiten. Welche Geschichte von der Vergangenheit Europas wird erzählt? Welche Geschichte von der europäischen Gegenwart wird formuliert und wie lautet das deutsche Narrativ zur Zukunft Europas? Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei die Fragen ein, welche Probleme im Narrativ als zentral und dringlich behauptet werden und welche Probleme in der Erzählung unerwähnt bleiben. Welche Zusammenhänge werden zwischen den Problemen behauptet, etwa zwischen Klimakrise, Außenwirtschaftskrise, sogenannter „Migrationskrise“ und Sicherheitskrise? Wie werden die Ursachen und Verantwortlichkeiten, besonders der eigene Anteil daran, narrativiert? Welche Rolle und welche Verantwortung wird Deutschland innerhalb Europas zugeschrieben? Welche Vorschläge zur Bearbeitung bestehender Probleme werden vorgelegt und wie werden diese begründet? Auf welchen zentralen Werten basiert das Narrativ der europäischen Zivilreligion (Bellah)? Wie werden Gerechtigkeit, Sicherheit, Freiheit, Nachhaltigkeit, Solidarität, Wohlstandssteigerung und Menschenrechte inhaltlich bestimmt und zueinander arrangiert? Und schließlich: Welches Bild der europäischen Zukunft formuliert die Bundesregierung als Element des gesellschaftlichen Imaginären (Kastoriadis)?

Zur theoretischen Sensibilisierung lesen alle Mitforscher:innen im Vorfeld des gemeinsamen Seminarwochenendes einige jüngere Interpretationen deutscher Europapolitik, die gemeinsam nicht mehr als 120 Manuskriptseiten umfassen. Die Mitforscher:innen formulieren auf Grundlage dieser Lektüre bis zum 10 Juni ein ca. drei Seiten umfassendes think piece im Stil eines Essays, in welchem Sie - ohne irgendwelche näheren inhaltlichen oder strukturellen Vorgaben zu unterliegen - eigene Ideen ausbuchstabieren, die sich während der Lektüre dieser Beiträge eingestellt haben. Am ersten Blocktag präsentieren alle Mitforscher:innen einige (gerne auch nur eine) dieser Ideen in kurzen, fünfzehnminütigen Impulsvorträgen.
Im weiteren Verlauf des Blockseminars erfolgt dann die Arbeit an den Originalquellen. Dabei handelt es sich um ausgewählte, jüngere und besonders bedeutsame Sprechakte der deutschen Bundesregierung zur Europapolitik. Das Ziel ist es, wesentliche Eigenschaften des deutschen Europanarrativs zu dechiffrieren und auch in seiner Vieldeutigkeit gemeinsam zu interpretieren und auf diese Weise zu verstehen, welche Vorstellungen und Praxen der deutsche Staat in Europa durchsetzen möchte.

Als Modulprüfung wird eine Hausarbeit zum Thema "Deutschlands Europanarrativ" (oder einem verwandten Thema) angefertigt.