Das Werk Rolf Dieter Brinkmanns (1940-1975) kennzeichnet eine Suche nach zeitgemäßen literarischen Formen: „Zur Problematik des / Dichterischen heute dachte ich die Frage, wer / mag schon die Bauern Südoldenburgs besingen?“, heißt es in dem späten Gedichtband ,Westwärts 1 & 2‘ (1975). Wie aber sollte einer Zeit noch schreibend beizukommen sein, deren zunehmend medial vermittelte, längst bebilderte und beschriftetete Gegenwart sich dem kontemplativen Bewusstsein stets zu entziehen schien?
Für eine heutige Lektüre ist besonders interessant, dass Brinkmann die Medienkanäle als literarisch unbedingt ernstzunehmende Weisen menschlichen Erlebens ansah. Mit Diktiergerät und Fotoapparat bewaffnet, soll man den Dichter durch Köln laufen gesehen haben. Zuhause tippte er ab, schnitt aus, montierte verschiedenste Textformen mit Bildern und näherte sich damit zusehends der Arbeitsweise bildender Künstler:innen an.
Der Autor, der heute als Urvater der deutschen Pop-Literatur gilt, wollte Gedichte schreiben, „wie Songs, wie eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus.“ Doch so viel Sensibilität auch aus Brinkmanns Lyrik und Prosa spricht, enthalten seine Texte ebenso, was heute als hate-speech bezeichnet werden könnte. Aber gerade deshalb lohnt eine heutige Auseinandersetzung mit diesem Werk, als mit einem Porträt der BRD zwischen 1960-70, das deren schmutzige Seiten, Prekarität, Entfremdung und insbesondere ihre sexistische und rassistische ,Normalität‘ nicht kaschiert.
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The course is part of admission "Reguläre Anmeldephase Wintersemester 2022/23".
The following rules apply for the admission:
A defined number of seats will be assigned to these courses.
The seats in the affected courses have been assigned at 11.10.2022 on 23:59. Additional seats may be available via a wait list.
The enrolment is possible from 05.09.2022, 00:00 to 11.10.2022, 20:00.