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Hauptseminar: Zwischen Realität und Fiktion: Kolonialkrieg und Widerstand gegen die Diktatur in portugiesischen Prosawerken des 20. und 21. Jahrhunderts - Details
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Lehrveranstaltung wird online/digital abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Hauptseminar: Zwischen Realität und Fiktion: Kolonialkrieg und Widerstand gegen die Diktatur in portugiesischen Prosawerken des 20. und 21. Jahrhunderts
Semester WS 2020/21
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 5
Heimat-Einrichtung Romanische Literaturwissenschaft (Iberoromania)
Veranstaltungstyp Hauptseminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Freitag, 06.11.2020 10:15 - 11:45
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird online/digital abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch
Weitere Unterrichtssprache(n) Portugiesisch

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Freitag: 10:15 - 11:45, wöchentlich

Kommentar/Beschreibung

Als im April 1961 Salazar die portugiesischen Truppen zunächst nach Angola und dann nach Guinea-Bissau und Mosambik entsandte, um die Widerstandsbewegungen gegen die portugiesische Kolonialherrschaft „schnell und kräftig“ zu bekämpfen, konnte er kaum ahnen, dass die Militäreinsätze sich ausdehnen und zu einem langjährigen blutigen Krieg führen würden. Der Kolonialkrieg setzte sich selbst nach dem Tod Salazars 1970 fort und wurde nach 13 Jahren zur Antriebskraft der Nelkenrevolution, jener Revolte, die zum Sturz des diktatorischen Regimes in Portugal und folglich zum Ende des letzten europäischen Kolonialreiches führte.
Die Literatur blieb nicht unberührt von dieser Zeit der Gewalt und der Versuche Vieler, auf eine direkte oder indirekte Weise gegen die Diktatur Widerstand zu leisten. Gleich nach 1974 und dem Ende der Zensur (und in den weiteren Jahrzenten) erschienen Werke über den Kolonialkrieg, die nach dem Literaturwissenschaftler Eduardo Lourenço Ausdruck davon sind, gegen das Schweigen dieser Zeit zu kämpfen (Lourenço, 1984) – ein Schweigen, das sich in der Propagandaparole des Regimes „Über das Vaterland streitet man nicht, man verteidigt es“ materialisierte.
Im Seminar werden wir exemplarische Prosawerke im Sinne einer kulturwissenschaftlich informierten Literaturwissenschaft behandeln, die in verschiedenen Dekaden erschienen sind: die Romane Os Cus de Judas [Der Judaskuß] (1979) von António Lobo Antunes, A Costa dos Murmúrios [Die Küste des Raunens] (1988) von Lídia Jorge, Rafael [Rafael] (2004) von Manuel Alegre und das autobiographische Werk Caderno de Memórias Coloniais [Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit] (2009) von Isabela Figueiredo. Sie erzählen die verschiedenen Facetten des Kolonialkriegs: von den Soldaten auf den Schauplätzen des Krieges, von ihren Frauen, die aus der Ferne den Konflikt begleiteten, von denen, die sich als Widerständler positionierten, sowie von denen, die die Zeit des Krieges als Kind erlebten und erst Jahrzehnte später darüber erzählen konnten. Neben der Lektüre und Interpretation ausgewählter Auszüge sollen diese Werke auch in ihren soziohistorischen und kulturellen Kontext eingebettet werden, so dass den Teilnehmenden ein (erster) Zugang zu der Verarbeitung des Kolonialkrieges in der portugiesischen Literatur geboten wird.
Darüber hinaus werden wir verschiedene theoretische und methodologische Texte analysieren, die sich mit der Verarbeitung des Schweigens und der Gewalt sowie mit dem Erinnern und dem Vergessen in der Literatur beschäftigen.
Indem die Studierenden sich mit einer exemplarischen Auswahl an Prosawerken über den Kolonialkrieg und Widerstand auseinander setzen, sind sie in der Lage, historisch vergleichende Untersuchungen zu diesem Thema vorzulegen, um so die Verarbeitungen dieses geschichtlichen Ereignisses in der portugiesischen Literatur abschätzen zu können.

Primärliteratur:

Os Cus de Judas, António Lobo Antunes [Der Judaskuß – übersetzt von Ray-Güde Mertin, 2006, München: btb-Verlag].
A Costa dos Murmúrios, Lídia Jorge [Die Küste des Raunens – übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner, 1995, Frankfurt am Main: Suhrkamp].
Rafael, Manuel Alegre [Rafael – übersetzt von Markus Sahr, 2007, Leipzig: Edition Erata].
Caderno de Memórias Coloniais, Isabela Figueiredo [Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit – übersetzt von Markus Sahr, 2019, Bonn: Weidle Verlag].

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: Benito Pérez Galdós".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 10.08.2020, 00:00 bis 06.11.2020, 23:59.