Das Verhältnis der Soziologie zu psychischen Störungen und zur Psychiatrie ist spannungsgeladen, insofern sich Phasen intensiver soziologischer Analysen mit Phasen abwechseln, in denen das Thema an soziologischer Relevanz fast gänzlich verloren zu haben scheint. So hat die Soziologie in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts psychiatrische Anstalten vor dem Hintergrund einer institutionenkritischen Perspektive stark und nachhaltig thematisiert, während heute – bis auf vereinzelte Beiträge – das Interesse an dem Thema eher verloren ging. In der Veranstaltung wird es darum gehen, wie sich soziale Zuschreibungen von psychischen Störungen (resp. Wahnsinn, Irresein, psychische Krankheiten) und der Umgang mit diesen in der Gesellschaft über die Zeit hinweg verändert hat, und wo unterschiedliche Erkenntnissinteressen einer soziologischen Analyse psychischer Störungen und der Psychiatrie liegen könnten.