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Seminar: LFP Lehrforschungsprojekt Teil 1: Opponenten der Postmoderne - Details
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Lehrveranstaltung wird in Präsenz abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: LFP Lehrforschungsprojekt Teil 1: Opponenten der Postmoderne
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 21
maximale Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Mittwoch, 27.04.2022 08:15 - 11:30, Ort: 3065 Geb. D (30 Pl.) [PhilSoz]
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird in Präsenz abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch

Kommentar/Beschreibung

Opponenten der Postmoderne

Sicherlich ist vieles von dem, was sie nun gleich von mir zu lesen bekommen angeregt durch die Corona-Pandemie, die kontinuierlichen ‚Wochenendspaziergänge‘ und das Reden von der Spaltung der Gesellschaft und auch durch meinen Konsum der Inhalte der Social Media, aber irgendwie hat mein Nachdenken über diese Dinge viel früher angefangen, ich glaube, mit dem Aufkommen der PEGIDA in deren Tradition die Corona-Spaziergänge ja schon begrifflich stehen und ich glaube nicht, dass Letzteres ein Zufall ist. Deshalb wird das erste Referat des LFP eine ‚Reise ins Reich‘ sein – so der Titel eines Buchs, das ich in 2018 dazu gelesen habe (Ginsburg 2018 – in inzwischen neuer, erweiterter Auflage 2021).

Armin Nassehi (2021) hat zuletzt das Buch Unbehagen (das war übrigens auch einmal der Titel einer Platte von Nina Hagen von 1979) publiziert, in dem er argumentiert, dass die Komplexität der Gegenwartsgesellschaft eine Überforderung darstellt, die v. a. in Krisen hervortritt und zu eben diesem Unbehagen führt. Und den Begriff des Unbehagens gab es in der Soziologie auch vorher schon öfter, z. B. ‚Das Unbehagen der Geschlechter‘ (Butler 1991) und ‚Das Unbehagen an der Moderne‘ (Taylor 1995). Fast hätte ich das LFP dann auch ‚Unbehagen in der Postmoderne‘ genannt, aber das war mir dann doch zu nahe an diesen drei Publikationen. Deshalb: Opponenten.

Eine weitere wichtige Anregung für dieses LFP stammt außerdem von Oliver Nachtwey (2016), der ja u. a. argumentiert, dass viele damals aktuelle Protestbewegungen - und zwar Protestbewegungen sehr unterschiedlicher Couleur – auf die Zunahme sozialer Ungleichheit, Prekarität und Exklusion in der ‚Abstiegsgesellschaft‘ zu tun haben. Aber liegt es wirklich nur oder hauptsächlich an der sozialen Ungleichheit und der individualisierten Verantwortungszuschreibung? Geht es hauptsächlich um Modernisierungsverlierer?

Vielleicht lässt sich das Thema auch mit der Anomiethese von Durkheim fassen? Erleben wir einen fundamentalen sozialen Wandel, der Anomie und Entsolidarisierung verursacht, folglich eine Zunahme von ‚abweichenden‘ Handlungen oder, mit Peter Waldmann (2017) gesprochen, löst der rasche soziale Wandel Verlusterfahrungen und einen ‚konservativen Impuls‘ bei den Menschen aus? Oder handelt es sich um einen cultural backlash?

Jedenfalls geht es mir darum, dass viele Bewegungen, die wir derzeit beobachten können und müssen, als Gegenbewegungen zur Postmoderne gelesen werden können. Z. B. der in Teilen der Bevölkerung aufkommende Nationalismus mitsamt dem Widerstand gegen Migrationsbewegungen als Gegenstück zur Globalisierung, die Zunahme alternativer Religionen und Medizinen als Gegenstück zur Rationalisierung (und als Re-Entzauberung) und auch die Ablehnung von wissenschaftlichen Erklärungen und Expertisen würde ich hierunter fassen, gerade auch mit Blick auf den Klimawandel und alle an diesem Punkt anknüpfenden politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten. Nicht zuletzt kann man auch den Antifeminismus hinzuzählen, der die Emanzipation der Frauen (und auch die der Männer und der LGBTQ) zurückdrehen will.

Untersucht werden können also in diesem LFP eine Vielzahl an Themen, die allerdings – dem empirisch-qualitativen Zuschnitt des LFP entsprechend – auf der Akteursebene ansetzen sollen. Deshalb wurde das LFP auch als ‚Opponenten der Postmoderne‘ betitelt und nicht etwa als Opposition der Postmoderne. In Frage kommt eine lange Liste an Phänomenen, die ich skizzenhaft und assoziativ in eine Wortwolke gesetzt habe, die hier im Digicampus derzeit als Infobild steht - leider nur etwas 'verstümmelt', weil der Digicampus dies nicht anders zulässt (:-) ), bald aber besser unter 'Dateien'.

Im SoSe des LFP’s werden wir uns zunächst in die quasi explorative Phase des Gesamtthemas begeben und einige theoretisch-konzeptionelle Texte lesen sowie empirische Studien (das sind dann jeweils ihre Referate), die den doppelten Zweck haben, dass wir a) mehr über manche konkreten Phänomene erfahren und b) mögliche empirische Zugänge zu solchen Phänomenen kennenlernen. Letzteres ist v.a. deshalb wichtig, weil sie selbst dann nach dem SoSe 2022 solche empirisch-qualitativen Studien vorbereiten (das ist dann ihre Studienarbeit im SoSe) und schließlich im WiSe 2022/23 umsetzen sollen (das ist dann ihre Studienarbeit im WiSe) - insofern dienen die referierten Studien auch als Beispiele und Anregungen.

Für die zu referierenden empirischen Studien und theoretischen Argumentationen habe ich mit Blick auf den Veranstaltungsplan Literaturen ausgewählt, die differente Herangehensweisen anbieten sollen, um die Breite der Möglichkeiten darzustellen. Begrenzend war dabei mitunter der Literaturstand. Zum einen landet man bei der Recherche immer wieder bei der AfD sowie mit ihr in thematischer Verbindung stehenden Gruppierungen, aber auch das ist sicherlich kein Zufall. Zum anderen waren leider nicht zu allen interessant erscheinenden Themengebieten passende, aktuelle und zusätzlich qualitativ-empirisch fundierte Literaturen zu finden. Aber das ist letztlich nur ein Grund mehr, das LFP zu starten und solche Studien zu generieren.

Wenn jemand im Übrigen ein anderes Thema bearbeiten will (und passende Texte kennt) bin ich gerne bereit, den Veranstaltungsplan umzustellen…

Der Veranstaltungsplan wird im Digicampus zugänglich sein, sobald sie für die Veranstaltung fix eingetragen sind (also nach dem 20.04.)

Anmeldung im Digicampus und in Studis erforderlich!

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Soziologie/Sozialkunde: Seminare SoSe 2022".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 20.04.2022 um 11:24 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.
  • Die Anmeldung ist möglich von 14.03.2022, 02:00 bis 18.04.2022, 23:00.