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Seminar: Das überforderte Subjekt - Selbstverlust in der entgrenzten Moderne - Details
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Lehrveranstaltung wird online/digital abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Das überforderte Subjekt - Selbstverlust in der entgrenzten Moderne
Semester WS 2019/20
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 2
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Soziologie mit Schwerpunkt Gesundheitsforschung
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Donnerstag, 17.10.2019 14:00 - 15:30, Ort: Bukowina Institut (Alter Postweg 97a, 2. Stock)
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird online/digital abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Die Sozialwissenschaften haben mit ‚dem Menschen‘ als theoretischem Konstrukt ein Problem. Es versteht sich zwar von selbst, dass Soziologie und Politikwissenschaft menschliche Gesellschaften, menschliches Handeln, menschliche Kommunikation und menschengemachte Strukturen in den Blick nehmen. Gleichzeitig vermeiden es die Sozialwissenschaften jedoch aus Furcht vor Essentialismen und ontologischen Festlegungen, nach ihrem Begriff des Menschen zu fragen. Die Rede ist stattdessen lieber von Individuen, Subjekten, Akteuren oder dem Selbst. Tatsächlich ist jedoch auch die Rede von Individuen, Subjekten, Akteuren oder dem Selbst anthropologisch hoch voraussetzungsvoll, insofern mit diesen Begriffen weitreichende, theoretisch und methodisch forschungsleitende Vorannahmen getroffen werden, die in der Regel nicht reflektiert werden: Denn spätestens seit der Weberschen Konzeption der Soziologie als Handlungstheorie, die grundlegend zwischen Handeln (Mensch) und Verhalten (Tier), zwischen Verstehen (Sinn) und Erklären (Natur) unterscheidet, wird das sozialwissenschaftliche Subjekt als bewusstseins- und sprachbegabter, selbstreflektierter autonomer Akteur verstanden, der sein Handeln nach angebbaren Kriterien eigenverantwortlich ausrichten kann. Implizit bleiben die Sozialwissenschaften damit einem Cartesianischen Menschenbild verhaftet, dass Körper und Geist strikt voneinander trennt und unvermittelt gegenüber stellt. So ist es gemäß des Descartschen Dualismus allein der Geist, der autonome, reflektierte, selbstbestimmte Entscheidungen trifft, während dem Körper kein Subjektstatus zukommt. Bis zur Entstehung der Körpersoziologie am Ende des 20. Jahrhunderts galt der Körper in den Sozialwissenschaften vielmehr als passives, verfügbares Objekt des Geistes, dem keine Spontaneität oder gar handlungsleitende Intentionalität zukommt.

Im Seminar werden wir uns zunächst mit der historischen Genese des Subjektbegriffs beschäftigen, und die Folgen reflektieren, die mit dem Cartesianischen Dualismus für die (Sozial- wie auch Natur-)Wissenschaften ebenso wie für Gesellschaft und Politik verbunden sind. In einem zweiten Schritt werden wir die Kulturalistische Wende in den Sozialwissenschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachvollziehen, die sich der Dekonstruktion des mentalistischen Subjektbegriffs des Cartesianischen Dualismus verschrieben hat. Am Beispiel der Interaktionstheorie (Goffman), Praxistheorie (Bourdieu), Diskurstheorie (Foucault) und der Sprachtheorie (Butler) werden wir nachzeichnen, wie die Konstruktion von sozialem Sinn und Bedeutung sukzessive dem ‚Geist-Subjekt‘ entzogen und in die Sphäre des Kulturellen verschoben wird. Negative Folge dieser gelingenden Dekonstruktion des Subjekts ist es jedoch, dass der Körper das passive, verfügbare Objekt bleibt, dass zwar nicht mehr durch den subjektiven Geist, aber nun durch Kultur und Sprache bestimmt wird. Abschließend werden wir uns exemplarisch neo-phänomenologischen Leibtheorien zuwenden, die den lebendigen Körper des Menschen als ebenso eigenmächtig wie unergründlich konzipieren und seine Bedeutung soziale Interaktion hervorheben.

Achtung:
• Das Seminar ist als Sozialtheorie-Seminar konzipiert und setzt das Interesse an theoretischen Auseinandersetzungen sowie an intensiven gemeinsamen Diskussionen voraus.
• Wenn Sie dieses Seminar als Forschungsseminar belegen, ist das dazugehörige Kolloquium donnerstags, 16:15 - 17:45 Uhr, ebenfalls zu besuchen.
• Schreiben Sie bitte eine Email mit Ihrer RZ-Kennung an gesundheitssoziologie@phil.uni-augsburg.de, wenn Sie nachgetragen werden wollen.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Allg. Anmeldephase (03.09.-27.09.2019)".
Durch den Eintrag auf der Teilnehmer*innenliste reservieren Sie sich lediglich einen Platz im Seminar; bleiben Sie allerdings in der ersten Sitzung ohne Entschuldigung dem Seminar fern, wird Ihr Platz an eventuell Wartende vergeben: 1. an anwesende Studierende nach der Reihenfolge der Warteliste, 2. an ggf. weitere Anwesende.
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 03.09.2019, 00:00 bis 27.09.2019, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 28.09.2019 um 00:00 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.