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Seminar: Gesellschaftstheoretische Perspektiven auf soziale Polarisierungs- und Desintegrationsprozesse - Details
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Lehrveranstaltung wird online/digital abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Gesellschaftstheoretische Perspektiven auf soziale Polarisierungs- und Desintegrationsprozesse
Semester SS 2020
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 18
Heimat-Einrichtung Soziologie (Lehrstuhl)
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Dienstag, 21.04.2020 15:45 - 17:15
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird online/digital abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Dienstag: 15:45 - 17:15, wöchentlich

Kommentar/Beschreibung

WICHTIGE ANMERKUNG:

Sollten Sie das Modul SOW-4800 besuchen wollen, müssen Sie sich ebenfalls (!) zu folgender Veranstaltung anmelden, bzw. diese besuchen:

Prof. Dr. Reiner Keller: Master: Abschluss- und Forschungsseminar (Montags, 15.45-17.15 Uhr)

Bitte bedenken Sie, dass Sie sich bei der Belegung des Moduls SOW-4800 mit diesem Seminar nicht mehr für weitere Modulprüfungen hierin anmelden können.


Seminarbeschreibung:

Schon die Gründerväter der Soziologie konnten anhand der Folgen des Wandels von der Agrar- zur Industriegesellschaft beobachten, dass große Transformationsprozesse mit enormen politischen, ökonomischen und sozialen Krisen einhergehen, die den Zusammenhalt der Gesellschaft in hohem Maße gefährden können. Die Folgen des seit den 1990er Jahren im Zuge der Globalisierung und dem Zusammenbruch des Ostblocks beschleunigten Strukturwandels der Industriegesellschaft zeigen sich gegenwärtig in zahlreichen krisenhaften Tendenzen, die in erster Linie soziale Ungleichheiten befördern. Große Spannungen entstehen vor allem durch die zunehmende Konzentration des Reichtums im entfesselten Kapitalismus. Davon profitiert eine wirtschaftliche Elite, deren Macht sich vor allem im Zuge der Bankenkrise von 2007/2008 offenbarte, als Steuergelder zur Bankenrettung eingesetzt werden mussten und der Bevölkerung zugleich massive Sparprogramme auferlegt wurden. Das erzeugt den Eindruck von politischen Kontrollverlusten und das Gefühl einer „Demokratie-Entleerung“ (Heitmeyer), wie dies auch in der These der „Postdemokratie“ (Crouch) ausgeführt oder in Kanzlerin Merkels Formel von der „marktkonformen Demokratie“ verdichtet ist. Die sozialen Verwerfungen zeigen sich dabei nicht nur am unteren Ende der Einkommens- und Vermögensskala als soziale Exklusionsprozesse und räumliche Segregation. Neben dieser wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich sind zahlreiche weitere Desintegrationsprozesse zu beobachten, die zu massiven Verunsicherungen der noch etablierten Mittelschichten führen: das Auseinanderdriften zwischen Stadt und Land, Ost und West, zwischen politischen Lagern und Weltanschauungen, zwischen religiösen Gemeinschaften, zwischen ‘Einheimischen’ und ‘Zugezogenen’ und nicht zuletzt zwischen unterschiedlichen kulturellen Lebensformen und Lebensstilen unterschiedlicher Milieus sowie zwischen den Generationen und Geschlechtern.

Das Seminar wird sich mit diesen tiefreichenden Krisenerscheinungen beschäftigen und danach fragen, wie sich die „Great Transformation“ (Polanyi) auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Gesellschaftstheorien und Diagnosen, die die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in gegenseitig abgeschottete Kollektive konstatieren, also z. B. die Modernisierungsverlierer und -gewinner, die Anywheres und Somewheres, die Kosmopoliten und Kommuntarierer oder die alte und neue Mittelklasse – alle mit ihren eigenen Stämmen und Clans wie die Alt-Right-Bewegung, die Identitären, die Verschwörungstheoretiker, die Social Justice Warriors, die High-Performing Young Professionals der Finanzbranche, die wohlsituierten und ökologiebewussten jungen Familien in den trendigen Vierteln der Großstädte oder die Klimaskeptiker der Fridays-for-Hubraum-Community.
Diese sozialen und ökonomisch-kulturellen Polarisierungs- und Desintegrationsprozesse werden im Seminar in zwei Teilen in den Blick genommen. In der ersten Hälfte des Seminars werden die großen Transformationen gesellschaftstheoretisch verortet, angefangen mit Webers, Durkheims und Simmels klassischen Perspektiven auf Modernisierungsprozesse und deren Analysen der pathologischen Folgen. Anschließend werden anomietheoretische, arbeits- und ungleichheitssoziologische Analysen des ökonomischen und kulturellen Strukturwandels diskutiert sowie mit Luhmann, Habermas und Beck grundlegende Theorien der gesellschaftlichen Steuerungsfähigkeit ausgeführt werden. Während dieser erste Teil des Seminars in Form einer Vorlesung mit Diskussionsmöglichkeiten durchgeführt wird, geht es in der zweiten Hälfte darum, dass die Studierenden sich spezifische neue Formen der Vergemeinschaftung, die als Prozesse der Neo- oder Re-Tribalisierung verstanden werden können, selbstständig erarbeiten und im Seminar präsentieren.

Anmelderegeln

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