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Proseminar: Einführung in das japanische Recht - Details
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Lehrveranstaltung wird online/digital abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Proseminar: Einführung in das japanische Recht
Semester WS 2020/21
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 25
Heimat-Einrichtung Prof. Dr. Johannes Kaspar - Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Sanktionenrecht
Veranstaltungstyp Proseminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Mittwoch, 11.11.2020 18:00 - 19:30, Ort: (Videovortrag, Zoom Zugangsdaten: https://uni-augsburg.zoom.us/j/93819923820?pwd=SC9YMEFxYmQvYXBqQXNjMmpMazI0QT09)
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird online/digital abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch

Räume und Zeiten

(Videovortrag, Zoom Zugangsdaten: https://uni-augsburg.zoom.us/j/93819923820?pwd=SC9YMEFxYmQvYXBqQXNjMmpMazI0QT09)
Mittwoch, 11.11.2020 18:00 - 19:30
(Videovortrag, Zoom Zugangsdaten: https://uni-augsburg.zoom.us/j/98582724375?pwd=Q0hRVkdZbXR2UTBsYm5kd0w5UjJWUT09)
Mittwoch, 18.11.2020 18:00 - 19:30
(Videovortrag https://uni-augsburg.zoom.us/j/92062754060?pwd=akkyMzh3d2ZUY2RaU1hYaDA3VU1FUT09)
Donnerstag, 03.12.2020 17:00 - 20:00
(Videovortrag https://uni-augsburg.zoom.us/j/97548622680?pwd=Q0tLSG0ycEhDMXV1S0dIY2RjOFpmUT09)
Mittwoch, 09.12.2020 18:00 - 19:30
(Videovortrag https://uni-augsburg.zoom.us/j/93429504501?pwd=MFFHdUpIS1RWRzZ2dGpldFlwL3R3UT09)
Mittwoch, 13.01.2021 18:00 - 19:30
(Videovortrag, Zoom Zugangsdaten: https://uni-augsburg.zoom.us/j/96873722327?pwd=bkNKV3BSd01tOUJLZHRJR0ZLYVZJUT09)
Freitag, 15.01.2021 15:00 - 19:00
(Videovortrag, Zoom Zugangsdaten: https://uni-augsburg.zoom.us/j/93685204402?pwd=WEh3TUpjRGZicVVLT1dNUUlvT3h5UT09)
Samstag, 16.01.2021 09:00 - 13:00
Samstag, 16.01.2021 14:00 - 18:00
(Videoübertragung https://uni-augsburg.zoom.us/j/92613274048?pwd=N2FHQm5ZRE5hZ1VWcmZ4VEhYSmp0dz09)
Donnerstag, 28.01.2021 18:00 - 19:30

Kommentar/Beschreibung

Teilnehmerzahl: Maximal 30 Studierende, die jeweils eine schriftliche Seminararbeit schreiben können.

Termine:

11.11.2020, 18:00 – 19:30 Uhr Einführungsveranstaltung (Grundzüge japanisches Videovortrag Recht/Anforderungen an eine schriftliche Seminararbeit/zwei oder drei Beispiele)

18.11.2020, 18:00 – 19:30 Uhr Überblick über das japanische Recht (Themenvergabe)

03.12.2020, 17:00 – 20:00 Uhr Präsentation der Arbeitskonzepte im Einzelgespräch

09.12.2020, 18:00 – 19:30 Uhr Grundzüge des japanischen Verfassungsrechts Wiederholung: Formalien einer schriftlichen Arbeit

13.01.2021, 18:00 – 19:30 Uhr Aktuelle Fragestellungen des japanischen Rechts

15.01.2021, 15:00 – 19:00 Uhr Seminar „Gruppe I“

16.01.2021, 09:00 – 13:00 Uhr Seminar „Gruppe II“

16.01.2021, 14:00 – 18:00 Uhr Seminar „Gruppe III“
Seminartag (aufgeteilt in drei Gruppen: Vortrag 10 -12 Minuten; im Anschluss Gruppendiskussion, pro Gruppe: 4 Stunden)

28.01.2021, 18:00 – 19:30 Uhr Rückgabe der Seminararbeiten

Weitere Veranstaltungen zum japanischen Recht:
Es werden zusätzlich zu dem Proseminar weitere Veranstaltungen zum japanischen Recht angeboten: 4 Online-Vorlesungen à 45 Minuten zum japanischen Strafrecht von Carsten Griebeler (16.11., 24.11., 1.12., 15.12.2020, jeweils 17 Uhr) und 4 Online Vorlesungen à 45 Minuten zur japanischen Landeskunde von Frau Kazuko Fujisaki (23.11., 7.12.2020, 18.1., 25.1.2021, jeweils 17 Uhr). Die Seminarteilnehmer haben an mindestens fünf dieser Veranstaltungen teilzunehmen und einen entsprechenden Nachweis zu erbringen.

Zum Inhalt:
Warum überhaupt japanisches Recht?
Das japanische Recht wurde stark vom deutschen Recht beeinflusst. Das Angebot zum japanischen Recht an der Universität Augsburg nimmt diese Verknüpfung zum Anlass, eine rechtsvergleichende Veranstaltung anzubieten. Der Aufbau der Veranstaltung ist an Fällen orientiert. Anhand von Fallgestaltungen, die sich in vergleichbarer Weise in beiden Ländern ereignen können wird vorgestellt, wie sie in Deutschland und Japan jeweils gelöst werden würden. Teilweise kommt es dabei zu überraschend unterschiedlichen Ergebnissen.

Ausgangspunkt der Vorlesungen ist immer eine Darstellung der deutschen Rechtslage und darauf aufbauend werden die japanischen Lösungsansätze erörtert. Durch dieses Konzept werden nicht nur die Grundzüge des japanischen Rechts erläutert, vielmehr wird auch ein besseres Verständnis des deutschen Rechts erzielt.

Kenntnisse der japanischen Sprache sind für die Teilnahme nicht erforderlich. Es werden aber jeweils auch die wichtigsten japanischen Fachbegriffe erläutert. Durch das dadurch erlangte Vokabular steigt die Chance, einen der raren Praktikumsplätze in Japan zu erlangen. Japanische Sprachkurse werden im Sprachenzentrum der Universität Augsburg angeboten. (https://www.uni-augsburg.de/de/organisation/einrichtungen/sz/fremdsprachenangebot/japanisch/)

Themenbereiche
Rechtsgeschichte:
Nach dem Zusammenbruch des japanischen Shogunats Mitte des 19. Jahrhunderts musste Japan mit den westlichen Mächten nachteilhafte Verträge schließen, um eine Kolonialisierung abzuwenden. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Japan kein Rechtssystem nach westlichem Verständnis und um in den Kreis der Führungsmächte der damaligen Welt zu stoßen nahm sich die japanische Regierung vor, dass das Land radikal nach westlichen Maßstäben umstrukturiert wird. In diesem Zusammenhang wurden viele Elemente des deutschen Rechts übernommen.
Obwohl sich Japan seit dem zweiten Weltkrieg im Wesentlichen am US-amerikanischen Recht orientiert, wirkt der deutsche Einfluss auf das japanische Recht bis heute fort. Dies wird anhand von Beispielen erläutert.

Juristenausbildung:
Die Aufnahmeprüfung zur Universität ist für die meisten Japaner wahrscheinlich die wichtigste Prüfung in ihrem Leben. In dieser Einheit wird erläutert, weshalb man als Jurastudent nicht automatisch eine Karriere als Volljurist anstrebt. Vielmehr sind sogenannte „Law Schools“ für die Ausbildung von Volljuristen zuständig.
Im Gegensatz zu Deutschland ist die Zahl der Personen, welche das Staatsexamen bestehen können, vom Staat vorgegeben. Deshalb gibt es einen intensiven Wettbewerb um die wenigen Plätze. Zudem wird in dieser Stunde erläutert, wie das Berufsbild von Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten in Japan ist. Dabei wird immer auch der Bezug zum deutschen System hergestellt.

Verfassungsrecht:
Der japanische Kaiser ist „Symbol des Staates“. Eine vergleichbare Position gibt es in Deutschland nicht. Der Legende nach stammt der Kaiser von der Sonnengöttin Amaterasu ab, die in der Vorzeit gelebt hat. Der derzeitige Kaiser hat 2019 abgedankt. Warum dies problematisch ist und welche Rolle der Kaiser im zweiten Weltkrieg hatte, wird in dieser Vorlesung thematisiert.
Die japanische Verfassung wurde bereits 1946 verabschiedet und unter dem Eindruck des damals gerade erst beendeten zweiten Weltkriegs hat man ein absolutes Kriegsverbot in die Verfassung geschrieben. Diese Vorschrift ist sehr umstritten und soll in absehbarer Zukunft geändert werden. Die Hintergründe dieser Diskussion werden erläutert. Die Besonderheiten des japanischen Staatsaufbaus haben es bislang unmöglich gemacht, die Verfassung zu ändern.

Strafrecht:
Japan ist eines der sichersten Länder der Welt. Offene Kriminalität ist praktisch unbekannt. Es wird untersucht, ob dies – zumindest auch – am Strafrechtssystem liegt. Besonderheiten sind eine Verurteilungsquote von 99,9 %. Zudem ist Japan eines der wenigen westlichen Industrieländer, welches die Todesstrafe verhängt und auch vollstreckt.
Das materielle Strafrecht in Japan ähnelt dem deutschen Strafrecht. In prozessualer Hinsicht gibt es aber erhebliche Unterschiede, da sich Japan für ein Strafverfahren im Parteienprozess entschieden hat. Im Rahmen dieser Stunde werden die Grundzüge des japanischen Strafrechts behandelt. Die Strafzumessung wird anhand konkreter Beispiele erläutert. In der Regel sind die in Japan verhängten Strafen deutlich höher als in Deutschland.
2009 wurde eine Laienbeteiligung in Strafsachen in Japan eingeführt. Dieses neue System wird vorgestellt und insbesondere werden die Auswirkungen des Systems auf die Verhängung der Todesstrafe diskutiert.

Zivilrecht:
Das japanische Zivilgesetzbuch beginnt mit der Vorschrift „Treu und Glauben“ und dies ist sehr programmatisch. Denn in Japan werden juristische Ergebnisse immer dahingehend überprüft, ob sie mit dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden vereinbar sind. Ansonsten sind regel-mäßig Korrekturen erforderlich. Diese japanische Besonderheit wird anhand von Fallbeispielen erläutert.
Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Zivilprozessordnung liegen. Die deutsche Zivilprozessordnung war zwar Vorbild der japanischen Zivilprozessordnung. Dennoch gibt es starke Unterschiede. Konsenslösungen werden als vorteilhaft angesehen. Entsprechend haben sich in Japan in den letzten Jahrzehnten neue Schlichtungs- und Mediationsverfahren entwickelt, die im internationalen Vergleich als sehr modern gelten.

Konzept der Veranstaltung
Zu den am Ende dieses Abschnitts benannten Themen sollen die Seminarteilnehmer eine schriftliche Arbeit erstellen, die sie mündlich in der Veranstaltung vorstellen. Diese Vorstellung ist die Einführung in die einzelnen Themenbereiche. Im Anschluss wird das jeweilige Thema vom Dozenten vertiefend dargestellt und anhand von Fallbeispielen weiter erläutert.

In der Einführungsveranstaltung werden die Themen vergeben und in der Folgeveranstaltung werden die Themen mit den Teilnehmern, die eine schriftliche Arbeit erstellen müssen, weiter vertieft. Zur Unterstützung wird zudem ein Rhetorikkurs angeboten werden. Die Hauptveranstaltung selber wird als Blockveranstaltung stattfinden.

Folgende Themen können von den teilnehmenden Studenten behandelt werden (die Aufzählung ist nicht abschließend):
- Das Rechtssystem im Japan der Edo-Zeit
- Das Recht zur Selbsttötung als privilegierte Bestrafung
- Die ersten Verträge Japans mit westlichen Mächten (ungleiche Verträge)
- Das Wirken deutscher Juristen in Japan im 19. Jhd.
- Die rechtliche Organisation des Kriegsgefangenenlagers in Bando
- Die japanische Verfassung
- Die Stellung des japanischen Kaisers
- Das Kriegsverbot in der japanischen Verfassung
- Der Staatsaufbau in Japan
- Juristenausbildung in Japan
- Die Staatsanwaltschaft in Japan
- Jugendkriminalität in Japan
- Das Schöffenrichtersystem in Japan
- Die Todesstrafe in Japan
- Der „Deal“ im deutschen und im japanischen Strafrecht
- Arbeitsrecht, insbesondere Tod durch Überarbeitung
- Schadensersatzrecht in Japan
- Übertragung von Immobilien in Japan, insbesondere Gutglaubensschutz
- Juristische Aufarbeitung des Atomunfalls in Fukushima

Aktuelle Themen:
- Coronabedingte Notstandsgesetze in Japan
- Der Fall Charlos Ghosn
- Die Stellung des japanischen Ministerpräsidenten
- Rechtliche Grundlagen der Abenomics
- Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan
- Rechtliche Stellung der Frau in Japan und Deutschland im Vergleich
- Wer trägt die Kosten für die Verschiebung der Olympischen Spiele?
- Walfang in Japan und internationale Verpflichtungen Japans
- Stellung der Leprakranken in Japan; Kompensation nach Ungleichbehandlung
- Die Stellung des dritten Geschlechts in Japan
- Gleichstellung nichtehelicher Kinder (verfassungsrechtliche Sicht)
- Verbraucherschutz in Japan

Die Studierenden sollen eine schriftliche Arbeit erstellen und die Ergebnisse der Arbeit 10 – 12 Minuten vorstellen. Diese Vorträge sind Teil der Vorlesung und sollen dazu beitragen, ein höheres Problembewusstsein bei den Teilnehmern für die Besonderheiten des japanischen Rechts zu erzeugen.