Literalität als die Fähigkeit, Schriftsprache für seine eigenen Ziele zu nutzen, stellt eine entscheidende Voraussetzung dar, spezifische Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens zu erfüllen. Erwachsene wie auch Jugendliche und Kinder handeln in verschiedenen Lebensbereichen (Arbeitsplatz, Schule, Privat-leben, Peer-Groups etc.) als Individuen und Gesellschaftsmitglieder und entwickeln dabei zahlreiche und ganz unterschiedliche literale Praktiken. Deshalb erscheint es wichtig, die Lebenswelt der DaZ/ DaF-Lernenden in den Unterricht zu holen und bedürfnisorientierte Unterrichtskonzepte zu entwickeln.
Im Hauptseminar werden zunächst schriftlinguistische und soziokulturelle Grundlagen sowie empirische Forschungserkenntnisse zur Literalität thematisiert. Im praktischen Teil findet eine Auseinandersetzung mit dem international diskutierten Ansatz „Literacy as a social Praxis“ (vgl. Street 1995) und seinen linguistischen Komponenten (Textsorten und ihre Funktionen, literale Ereignisse und literale Praktiken, mehrsprachige Verwendung von Schrift in verschiedenen Lebensdomänen etc.) statt. Anschließend bekommen die Studierenden die Möglichkeit, eine kleine empirische Untersuchung (z.B. Dokumentation eigener sozialer Praxis) durchzuführen. Ein solcher Zugang erlaubt es, Aufschluss über allgemeine Bedeutungen von Literalität zu erhalten und daraus individuelle, bedürfnisorientierte Konzepte für einen DaZ/ DaF-Unterricht abzuleiten.