Aus Anlass der Schwierigkeit, einen Sophisten von einem Philosophen und einem Politiker zu unterscheiden, versuchen die Teilnehmer des Dialogs, den Sophisten als solchen zu definieren. Doch es zeigt sich schnell, dass sich der Sophist gegen eine solche Definition geschickt zur Wehr zu setzen weiß. Der Fremde aus Elea, der das Gespräch führt, sieht sich genötigt, sich eingehend mit der Sein-Lehre seines Lehrers Parmenides sowie mit den Grundlagen einer materialistischen Naturphilosophie und einer idealistischen Ideenlehre auseinanderzusetzen. Der Spätdialog, der mit den Dialogen „Theaitet“ und „Der Politiker“ (Politikos) eine Trilogie bildet, karikiert die dialektische Methode der Definition, befasst sich mit den obersten Prinzipien der Erkenntnis und entwickelt am Ende eine detaillierte prädikative Theorie der falschen Aussage. In der neueren Platon-Interpretation hat der Sophistes eine beachtliche Aufmerksamkeit erfahren, da er Lehrstücke entwickelt, die maßgebliche Konzeptionen der analytischen Philosophie vorwegzunehmen scheinen.
Das Hauptseminar wendet sich primär an Studierende, die bereits über Grundkenntnisse der platonischen Philosophie verfügen. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, die jeweils anstehenden Textabschnitte vorbereitend durchzuarbeiten sowie einmal im Semester in den Text einzuführen und die Diskussion zu moderieren. Ein zweisprachiges Textskriptum, das sich primär an der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher orientieren, wird zur Verfügung gestellt, so dass eine Teilnahme auch ohne altgriechische Sprachkenntnisse möglich ist.