Seminar: Friedrich Schleiermacher, Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern - Details

Seminar: Friedrich Schleiermacher, Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Friedrich Schleiermacher, Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern
Veranstaltungsnummer 04 02 02 0006
Semester SS 2014
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 0
Heimat-Einrichtung Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Dienstag, 08.04.2014 11:45 - 13:15, Ort: 2119 Geb. D (30 Pl.) [PhilSoz]
Teilnehmende Das Seminar richtet sich an alle Studierende der Evangelischen Theologie und Ethik der Textkulturen (kein EWS-Erwerb möglich!).
Voraussetzungen Anmeldeformalität:
Alle Studierenden: Anmeldung online zur Veranstaltung im digicampus;
Modularisiert Studierende: Anmeldung zur Modulabschlussprüfung bei studis.

Unabdingbare Teilnahmevoraussetzung ist neben der Übernahme eines Referats die gründliche Lektüre der Texte und die aktive Teilnahme an der Seminardiskussion.
Lernorganisation Die Lehrveranstaltungen der Systematischen Theologie bieten die Möglichkeit einer gezielten, fachlich betreuten und thematisch vertieften Vorbereitung auf die Modulprüfungen und das erste Staatsexamen und fördern nicht zuletzt die Einübung von fachspezifischen unverzichtbaren methodischen Kompetenzen. Deshalb ist der Besuch dringend zu empfehlen. Wenn Sie dieses Angebot nutzen möchten und teilnehmen, geschieht dies unter den von dem/der DozentIn getroffenen Bedingungen.
Diese Bedingungen lauten in den Seminaren am Lehrstuhl Systematische Theologie:
Eine Seminarteilnahme ist nur als ganze möglich, d.h. der/die Teilnehmende verpflichtet sich zur regelmäßigen Anwesenheit. [Fehlzeiten bis zu zwei Sitzungen sind möglich – bei bis zu zwei weiteren (begründeten) Fehlzeiten können die fehlenden Kenntnisse und Kompetenzen mittels je eines Essays nachgewiesen werden.]
Leistungsnachweis Erwerb eines Beteiligungsnachweises (dokumentierte Leistung, z.B. Thesenpapier) und/oder Hausarbeit / mündliche Prüfung möglich; (Gesamt-)Modulabschluss i.d.R. durch mündliche Prüfung
Veranstaltung findet online statt / hat Remote-Bestandteile Ja
Hauptunterrichtssprache deutsch
Literaturhinweise Primärtext:
- Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799), hrsg. von Günter Meckenstock, Berlin/New York: De Gruyter Texte 22001. (entspricht dem Text der ersten Auflage der „Reden“ in der „Kritischen Gesamtausgabe“ (KGA) I/2; dieser Text wird im Seminar als Arbeitsgrundlage verwendet, Anschaffung empfohlen).

- Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern 1799/1806/1821 – Studienausgabe, hrsg. von Niklaus Peter, Frank Bestebreurtje und Anna Bü-sching, Zürich: TVZ 12012. (alle drei Auflagen in einem Band).


Sekundärliteratur (Einführung in Leben und Gesamtwerk Schleiermachers, in die „Reden“ sowie weitere Textausgaben der „Reden“):
- Christian Albrecht: Einführung, in: Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern, hrsg. von Christian Albrecht, Frankfurt/Main 2008, 640-653. (Darin auch eine Einführung zu Textüberlieferung/Textgrundlage, ein Stellenkommentar sowie weiterführende Literaturhinweise).

- Andreas Arndt: Einleitung, in: F. D. E. Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebil-deten unter ihren Verächtern, hrsg. von Andreas Arndt, Hamburg 2004, VII-XXVIII.

- Ulrich Barth/Claus-Dieter Osthövener (Hrsg.): 200 Jahre "Reden über die Religion": Akten des 1. Internationalen Kongresses der Schleiermacher-Gesellschaft, Halle, 14.-17. März 1999, Berlin/New York 2000.

- Hermann Fischer: Friedrich Schleiermacher, München 2001 (darin besonders: Romantische Re-ligionstheorie, 51-58).

- Kurt Nowak: Schleiermacher, Göttingen 2001 (darin besonders „Über die Religion“ (1799), 97-113).

- Günter Meckenstock: Einleitung, in: Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799), hrsg. von Günter Meckenstock, Berlin/New York 22001.

- Rudolf Otto: Zur Einführung, in: Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Ge-bildeten unter ihren Verächtern, in der Ausgabe von Rudolf Otto, Göttingen 71991 (=11899), 5-17.

- Michael Welker: Schleiermacher, in: Ders.: Theologische Profile. Schleiermacher, Barth, Bonho-effer, Moltmann, Frankfurt/Main 2009, 13-82.

- Gunter Wenz: „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“. F. D. E. Schleiermachers Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern von 1799, München 1999.

Weitere Sekundärliteratur wird im Seminar bekanntgegeben.

Kommentar/Beschreibung

1799 erscheint in Berlin eine anonyme Schrift mit dem Titel „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, die – vor dem Hintergrund einer sich als aufgeklärt verstehenden Wissenschaftlichkeit – die Aktualität und bleibende Relevanz von Religion erweisen will und in den Intellektuellenkreisen der Zeit einiges Aufsehen erregt.
Der Autor ist schnell gefunden: Es handelt sich um den jungen Prediger und Theologen Friedrich Schleiermacher, der mit seinen „Reden“ für die Unabdingbarkeit von Religion als fundamentaler Dimension menschlicher Existenz eintritt und damit dezidiert Stellung im zeitgenössischen Diskurs bezieht: Religion sei nicht etwa auf ihren praktischen Nutzen, auf ethische Weisungen, bestimmte Riten oder theoretische Einsichten, gar auf ein ästhetisches Empfinden reduzierbar, sondern sei – je individuelle und unvertretbare – „Anschauung und Gefühl“ des Universums, „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“, so die berühmten Formeln aus der zweiten Rede.
Damit kommt der Religion eine ganz eigene, durch kein anderes menschliches Vermögen ersetzbare Funktion zu: Sie gewährleistet die Vorstellbarkeit eines individuellen Lebensganzen durch den sinnstiftenden Rückbezug der eigenen endlichen Existenz auf ein umgreifendes, ganzheitliches Letztes, Göttliches: das Universum, indem sie jenes in und durch die geschichtliche Konkretheit des je individuell gelebten Lebens vermittelt.
Dies sieht Schleiermacher im Christentum, der „Religion der Religionen“, in idealer Weise ver-wirklicht – zu fragen bleibt freilich, ob und inwiefern diese Auffassung mit dem heutigen Faktum einer pluralistischen Gesellschaftsordnung vereinbar ist.

Schleiermachers frühe Religionsanalyse mutet aber nicht nur hinsichtlich dieser religionstheoretischen Überlegungen, die dabei alle Teilgebiete der klassischen christlichen ‚Religionslehre‘ miteinbezieht und neu zu bestimmen sucht, modern an, sondern auch, weil Schleiermacher in den „Reden“ den soziologischen wie anthropologischen Dimensionen von Religion nachgeht: Religion – ihre Vermittlung wie ihre Ausübung – sei notwendig gesellig, d.h. ein Interaktions- bzw. Kommunikationsgeschehen, das im beteiligten Individuum einen Bildungsprozess in Gang setze, der als Prozess einer Selbst-Klärung verstanden werden könne. Da sich Religion damit nach Schleiermacher als für die Persönlichkeitsbildung zentral erweist, lässt sich fragen, inwieweit seine Analyse dieses Bildungsprozesses auch für heutige Persönlichkeitstheorien fruchtbar gemacht werden kann. Daneben eröffnet sie auch kritische Perspektiven auf soziale Dynamiken und Begründungsfiguren. Es lohnt sich daher einmal mehr, Schleiermachers Überlegungen zum Ausgangspunkt für eine generelle Verhältnisbestimmung von Religion und Totalität zu nehmen – sei es in der Frage

nach dem Universalitätsanspruch der christlichen Religion, sei es als kritisches Korrektiv gegenüber religiösen und/oder politischen Fundamentalismen.

Im Seminar werden wir uns diesem ‚Klassiker‘ der Religionstheorie nähern, indem wir Aufbau, Inhalt und Argumentation der einzelnen Reden wie des Gesamtwerkes betrachten, kritisch diskutieren und auch einen Blick auf die maßgeblichen zeitgenössischen Diskurse werfen wollen.

Anmelderegeln

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