Obwohl mit ihrer Deklaration aus dem Jahr 1948 Menschenrechtsfragen auf der internationalen Agenda stehen, obwohl bereits seit den 1970er Jahren und in der Folgezeit Bezeichnungen wie „Eine Welt“, „Nord-Süd-Dialog“, „Interdependenztheorie“ oder „Entwicklungspolitik“ sowie in Verbindung damit ein entwicklungsethisches Denken aufkamen, und obwohl in den 1990er Jahren der inzwischen vielfältige Diskurs zu einer „Weltmoral“ entstanden ist, wird – zumindest im deutschsprachigen Diskurs – in der politischen Ethik über „globale Gerechtigkeit“ erst in der jüngeren Vergangenheit ausdrücklich nachgedacht und systematisch dazu gearbeitet. Vor allem im Zuge einer sich beschleunigenden Globalisierung führte die Tatsache, dass wir mehr und mehr mit weltumgreifenden Problemen und insbesondere enormen Ungleichheiten konfrontiert sind, zur Analyse und Reflexion globaler Gerechtigkeit. Zu diesen Problemen gehören konkret und in einfachen Schlagworten notiert Armut, Hunger, Gesundheitsfragen, Überbevölkerung, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, Umweltbelastungen und CO2-Ausstoß, Ressourcenübernutzung, Raubbau an Bodenschätzen. Unabhängig davon, wo wir wohnen und leben, gehen uns diese Probleme etwas an, entweder, weil wir von ihren ökonomischen, ökologischen oder politischen Folgen betroffen sind, oder weil sie uns moralisch betroffen machen. Die Fragen globaler Gerechtigkeit in den Blick zu nehmen, ist kein Ausdruck einer moralisierenden Schwärmerei, sondern ein Erfordernis unserer Zeit und eine notwendige Reaktion auf die zunehmenden Verflechtungen unseres Zusammenlebens. Wenn dabei von globaler Gerechtigkeit die Rede ist, so wird damit verdeutlicht, dass Gerechtigkeitsfragen letztlich keine Grenzen kennen. Globale Gerechtigkeit lässt sich als ein neues Paradigma beschreiben, bei dem nicht zuletzt der souveräne Nationalstaat mehr und mehr unter Druck gerate, was zu einer Verschiebung von internationaler zu globaler Gerechtigkeit führt. Wenngleich jegliche Theorie globaler Gerechtigkeit den Nationalstaat weiterhin als eine unverzichtbare Domäne der Gerechtigkeit anzuerkennen hat, übersteigen Herausforderungen wie Menschenrechtsverletzungen, Klimawandel, Waren- und Finanzmärkte oder Terrorismus die politische Regelungskompetenz einzelner Nationalstaaten. Mit diesen Aspekten, Fragen und Problemanzeigen wird sich das Seminar vor allem in Auseinandersetzung mit den Theorieentwürfen einzelner Gerechtigkeitsdenker*innen befassen und nicht zuletzt nach entwicklungsethischen Perspektiven fragen.
Anmelderegeln
Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: Globale Gerechtigkeit und eine Ethik der Entwicklung".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
Die Anmeldung ist möglich von 01.03.2021, 00:00 bis 11.04.2021, 23:59.