Seminar: LFP (azyklisches Lehrforschungsprojekt): Opponenten der Postmoderne - Details

Seminar: LFP (azyklisches Lehrforschungsprojekt): Opponenten der Postmoderne - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: LFP (azyklisches Lehrforschungsprojekt): Opponenten der Postmoderne
Veranstaltungsnummer SOW-0051; SOW-0050; SOW-0016; SO
Semester WS 2024/25
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 7
maximale Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Nächster Termin Mittwoch, 27.11.2024 08:15 - 11:30, Ort: 2101 Geb. D (30 Pl.) [PhilSoz]
Veranstaltung findet in Präsenz statt / hat Präsenz-Bestandteile Ja
Hauptunterrichtssprache deutsch

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Hinweis: Es handelt sich um ein 'azyklisches' LFP, d. h. dieses zweisemestrige LFP beginnt im WiSe (= Teil 1) und wird im SoSe fortgesetzt.

Seit geraumer Zeit haben wir es in Deutschland - aber auch in vielen anderen westlichen Staaten - mit einem aufkommenden Rechtspopulismus zu tun. Vieles davon hat mit den ‚Spaziergängen‘ der PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) sowie ihrer unzähligen Ableger begonnen und all dies steht in engem Zusammenhang mit dem Erstarken der AfD. Als Katalysatoren wirkten u. a. die Migration und auch die Coronapandemie.

Eines der ersten Bücher, die ich 2018 dazu gelesen habe, ist eine ‚Reise ins Reich‘ (Ginsburg 2018 – in inzwischen neuer, erweiterter Auflage 2021), für das sich der Autor für acht Monate ‚unter Reichsbürger‘ begeben und dann seine damaligen Erfahrungen niedergeschrieben hat. Auch wenn Ginsburg keinen soziologisch-wissenschaftlichen Zugang gewählt hat, ist seine Reise m. E. dennoch ein geeigneter Einstieg ins Seminar (und deshalb das erste Referatsthema), da er die Verflechtungen zwischen den verschiedensten Szenen (s. u. und Veranstaltungsplan) eindrucksvoll aufzeigt.

Inzwischen ist über diese Grundthematik und eine eventuelle Spaltung der Gesellschaft viel geschrieben worden. Armin Nassehi (2021) hat z. B. zuletzt das Buch Unbehagen publiziert, in dem er argumentiert, dass die Komplexität der Gegenwartsgesellschaft eine Überforderung darstellt, die v. a. in Krisen hervortritt und zu eben diesem Unbehagen führt. Eine weitere wichtige Anregung stammt von Oliver Nachtwey (2016) der meint, dass viele Protestbewegungen - und zwar Protestbewegungen sehr unterschiedlicher Couleur – mit der Zunahme sozialer Ungleichheit, Prekarität und Exklusion in der ‚Abstiegsgesellschaft‘ zu tun haben. Geht es also um Modernisierungsverlierer? Vielleicht lässt sich das Thema auch mit der Anomiethese von Durkheim fassen? Erleben wir einen fundamentalen sozialen Wandel, der Anomie und Entsolidarisierung verursacht, folglich eine Zunahme von ‚abweichenden‘ Handlungen oder, mit Peter Waldmann (2017) gesprochen, löst der rasche soziale Wandel Verlusterfahrungen und einen ‚konservativen Impuls‘ bei den Menschen aus? Oder handelt es sich um einen cultural backlash, um Reaktionen der ‚angry old white men‘?

Jedenfalls geht es mir darum, dass viele Bewegungen, die wir derzeit beobachten können und müssen als Gegenbewegungen zur Postmoderne gelesen werden können. Z. B. der in Teilen der Bevölkerung aufkommende Nationalismus mitsamt dem Widerstand gegen Migrationsbewegungen als Gegenstück zur Globalisierung, die Zunahme alternativer Religionen und esoterischer Bewegungen als Gegenstück zur Rationalisierung (Neue Verzauberungen) und auch die Ablehnung von wissenschaftlichen Erklärungen und Expertisen würde ich hierunter fassen, gerade auch mit Blick auf den Klimawandel und alle an diesem Punkt anknüpfenden politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten. Nicht zuletzt kann man auch den Antifeminismus hinzuzählen, der die Emanzipation der Frauen (und auch die der Männer und der LGBTQ+) zurückdrehen will.

Untersucht werden können also in diesem LFP eine Vielzahl an Themen, die allerdings – dem empirisch-qualitativen Zuschnitt des LFP entsprechend – auf der Akteursebene ansetzen sollen. Deshalb wurde das LFP auch als ‚Opponenten der Postmoderne‘ betitelt und nicht etwa als Opposition der Postmoderne. Deshalb werden wir uns im ersten Teil des LFP (WiSe 24/25) in den Referaten auch weniger mit theoretischen Erklärungen befassen, sondern hauptsächlich mit den Phänomenen selbst, wobei diese Referate einen doppelten Zweck haben, nämlich, dass wir a) mehr über manche konkreten Phänomene erfahren und b) mögliche empirische Zugänge zu solchen Phänomenen kennenlernen. Letzteres ist v. a. deshalb wichtig, weil sie selbst nach dem WiSe 2024/25 solche empirisch-qualitativen Studien vorbereiten (das ist ihre Studienarbeit im WiSe) und schließlich im SoSe 2025 umsetzen (das ist ihre Studienarbeit im SoSe) - insofern dienen die referierten Studien auch als Beispiele und Anregungen.

Für die zu referierenden empirischen Studien habe ich mit Blick auf den Veranstaltungsplan Literaturen ausgewählt, die differente Herangehensweisen anbieten sollen, um die Breite der Forschungsmöglichkeiten darzustellen. Begrenzend war dabei mitunter der Literaturstand, denn im Gegensatz zu theoretischen Deutungen mangelt es etwas an empirischen Studien zum Thema. Aber das ist letztlich nur ein Grund mehr, das LFP zu veranstalten und solche Studien zu produzieren.

Wenn jemand im Übrigen ein Thema bearbeiten will (und passende Texte kennt), das ich (noch) nicht in den Veranstaltungsplan aufgenommen habe, bin ich gerne bereit, den Veranstaltungsplan umzustellen. Das alles hängt aber zudem sehr stark von der Zahl der TeilnehmerInnen ab, die bei einem azyklischen LFP schwer einschätzbar ist.

Der Veranstaltungsplan wird im Digicampus zugänglich sein, sobald sie für die Veranstaltung eingetragen sind.

Anmeldung im Digicampus und in Studis erforderlich!

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Soziologie/Sozialkunde: Seminare WiSe 2024/25".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 02.09.2024, 02:00 bis 07.10.2024, 23:00.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 09.10.2024 um 10:20 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.