Wie bereits Platon im Schlussteil seines Spätdialogs Sophistes darlegt, können unsere Gedanken (dianoiai), Meinungen (doxai) und Vorstellungen (phantasiai) über das, was es gibt, nur in dem Sinne wahr oder falsch sein, als sie in Form von Aussagen gedacht werden, die wahr oder falsch sind. Aussagen aber bestehen immer aus einem Subjektbegriff, mit dem man etwas benennt („Sokrates …“), und einem Prädikatsbegriff, mit dem man das Benannte bestimmt („… sitzt“). Wie aber beziehen sich Namen und Begriffe auf die Wirklichkeit? Steht eine sprachliche Benennung für etwas Wirkliches wie ein Zeichen für etwas damit Bezeichnetes? Sind auch Art- und Gattungsbegriffe sprachliche Zeichen für etwas? Was aber ist dann dasjenige, was man mit solchen Allgemeinbegriffen bezeichnet? „Gibt“ es nur Einzelnes (Singuläres) oder „gibt“ es auch „Allgemeines“ (Universales)? Der Plotin-Schüler Porphyrios hat das bis heute diskutierte Problem in die dreifache Frage gegossen: „Sodann von den Gattungen und Arten zu sagen, ob sie subsistieren oder ob sie einzig und allein in Begriffen vorliegen, und ob sie, wenn sie subsistieren, körperlich sind oder unkörperlich, und ob sie, wenn sie unkörperlich sind, von den sinnlich wahrnehmbaren Dingen getrennt sind oder in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen vorliegen und durch sie fortbestehen, […] dies ist eine zu tiefe Frage und verlangt größere Untersuchungen.“ Weniger beachtet wurde in der bisherigen Diskussion, dass die Frage nach dem Realitätsbezug von Namen und Begriffen nicht nur theoretische Aussagen über die Welt, sondern auch praktische Urteile über das menschliche Handeln, über Güter und über Werte betrifft. Das Hauptseminar bietet Gelegenheit, sich kritisch mit einigen dazu einschlägigen Texten der klassischen Tradition zu befassen.
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