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Hauptseminar: Aktualität der Klassiker: Ludwig Feuerbach (Blockseminar) - Details
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Lehrveranstaltung wird in Präsenz abgehalten.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Hauptseminar: Aktualität der Klassiker: Ludwig Feuerbach (Blockseminar)
Veranstaltungsnummer 005
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 17
Heimat-Einrichtung Philosophie mit Schwerpunkt analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie
Veranstaltungstyp Hauptseminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Donnerstag, 15.12.2022 10:00 - 17:00, Ort: (Gebäude: WZU, Raum 101)
Teilnehmende Vorbesprechung am 11.10.2022 im Gebäude U, 102 (= innocube, WZU)

Aktualität der Klassiker: Ludwig Feuerbach

Hauptseminar als Blockseminar
Donnerstag. 15.12.22 - Freitag. 16.12.22 09:00 - 17:00 mit einer Mittagspause von 12-13.30 jeweils, Ort: ((Gebäude: WZU, Raum 101, ggf. online))
11.10, 15-16 Uhr, WZU: Vorbesprechung (Raum 101).

Prof.Dr. Uwe Voigt, PD Dr. Jens Soentgen

Die vorherige gründliche Lektüre der angegebenen Abschnitte aus den Quellen ist für das Seminar unerlässlich!
Wenn Sie zudem ein Referat halten möchten, sehr gern; Themen können in der Vorbesprechung vereinbart werden.

Einst, im Jahre 1843, konnte man in den Anekdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistic lesen: „Und es gibt keinen andern Weg für euch zur Wahrheit und Freiheit, als durch den Feuer-bach. Der Feuerbach ist das Purgatorium der Gegenwart.“ Der Satz wird meist dem begeisterten Feuerbach Leser Karl Marx zugeschrieben, es gibt jedoch auch die These, dass er von Feuerbach selbst stamme, wenn das zutrifft zeigt es, wie klar sich Feuerbach über seine philosophiehistorische Stellung war.
Wie auch immer: Müssen auch wir noch durch den Feuerbach? Kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Denker, deren Werke wir heute diskutieren, ohnehin schon bei Feuerbach in die Schule gegangen sind, oder ihn nicht vielmehr übertroffen und hinter und unter sich gelassen haben? Ist Feuerbachs „Philosophie der Zukunft“, deren „Grundsätze“ er 1843 veröffentlichte, nicht schon längst Vergangenheit, nicht schon längst aufgenommen und überwunden?
Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert schien es, als sei Feuerbach eine Sache von gestern, Eduard von Hartmann, der Erfinder des Unbewussten, urteilt in seiner Geschichte der Metaphysik, es handele sich bei Feuerbach nur um eine Sternschnuppe: „Als ein die Zeitgenossen blendendes Meteor ist er dahin gezogen, um in der Unphilosophie eines naiv realistischen Materialismus zu verlöschen.“
In der marxistischen Philosophiegeschichtsschreibung hingegen nimmt Feuerbach eine weitaus prominentere Rolle ein, war er doch, neben Hegel, einer der zwei Philosophen, denen Karl Marx bis zum Schluss höchste Wertschätzung zollte. Doch gerade deshalb meinte man auch hier, eine Feuerbach Lektüre sei im Grunde überflüssig und im Klassenkampf jedenfalls ein Luxus, da doch seine Einsichten bei Marx und Engels, und dann auch bei Lenin aufgenommen und durch ein gesellschaftskritisches Element und eine wissenschaftliche Geschichtsphilosophie ergänzt und aufgehoben worden seien. Die Elfte Feuerbachthese überbietet, wie man hier meint, den Denker, fordert sie doch: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Das gewaltsame Verändern war in der Tat Feuerbachs Sache nicht. Trotzdem wollte er keinesfalls, dass alles beim Alten bleibe, sonst wäre er wohl kaum der 1870 der von Bebel und Liebknecht gegründeten SDAP beigetreten, aus der die heutige SPD hervorging. 1872, vor 150 Jahren, starb Feuerbach auf dem Rechenberg in Nürnberg. In Bayern wird sein Andenken, vorsichtig formuliert, von offizieller Seite so gut wie gar nicht gepflegt, obwohl Feuerbach einer der ganz wenigen bedeutenden Philosophen war, der nicht nur in Bayern geboren war, sondern hier auch wirkte.
Man warf Feuerbach vieles vor, seinen Atheismus natürlich, andererseits wieder, dass er keine Geschichtsphilosophie und keinen Begriff von der gesellschaftlichen Wirklichkeit gehabt habe, zudem galt sein Naturbegriff als zu kontemplativ, während es doch darum ging, durch Anwendung der modernen, wissenschaftsbasierten Produktivkräfte aus der Natur Wohlstand für alle herauszumelken. Heute, inmitten einer zugrunde veränderten Natur denkt man aber vielleicht über den angeblich „kontemplativen Naturbegriff“ Feuerbachs anders.
Das Seminar hat das Ziel, anhand der gemeinsamen Lektüre und Diskussion ausgewählter Texte in das Philosophische Denken Feuerbachs einzuführen und zu fragen, was von seinem Denken weiterhin aktuell ist.
Der erste Tag ist dabei dem Kontext und den Ergebnissen des Feuerbachschen Philosophierens gewidmet, der zweite Tag soll erkunden, was die Philosophie Feuerbachs heute für Anknüpfungspunkte bietet.

Themen des ersten Tages 15.12.:
Ludwig Feuerbach und die Feuerbachs. Leben und Familie.
Feuerbach und das Ansbacher Porzellan
Überblick über das Werk. Hilfsmittel zum Studium Feuerbachs.
Feuerbach-Rezeption im 19. Jahrhundert: Überblick (Marx und Engels, Stirner, Nietzsche, Wagner u.a.)
Die Feuerbach-Rezeption des Karl Marx: Lektüre und Diskussion der Feuerbach-Thesen, insbesondere der 11ten.
Gemeinsame Lektüre: Ausgewählte Abschnitte aus: Das Wesen der Religion und aus: Grundsätze der Philosophie der Zukunft.
Atheismus in der Philosophiegeschichte

Themen des zweiten Tages 15.12.
Feuerbachs Du-Philosophie und ihre Rezeption bei Buber und Karl Löwith; Hinweis auf die Psychoanalyse Winnicotts
Feuerbachs Naturbegriff
Hunger und Durst: Zur Metaphysik der vitalen Bedürfnisse
Dankbarkeit gegenüber der Natur?

Literatur:
Quellentexte:
Ludwig Feuerbach:
Grundsätze der Philosophie der Zukunft (1843), ausgewählte Paragraphen: §§1, 22, 32, 33 (Liebe), 35, 48(Wesen der Anschauung), 54 (Thema der Philosophie), 58(Begriff der Wahrheit), 60, 61, 62(Ich-Du), online z.B. erhältlich unter https://philosophiaediscipulus.files.wordpress.com/2016/05/pdf-ludwig-feuerbach-philosophie-der-zukunft.pdf
Das Wesen der Religion (1851), vierte und fünfte Vorlesung. Online z.B. unter https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10931540?page=13
Karl Marx: Die sogenannten Feuerbach-Thesen, online z.B. unter http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm

Sekundärliteratur (wird auszugsweise online auf Digicampus zur Verfügung gestellt):
Hans Küng: Existiert Gott? München 1981; Feuerbachkapitel.
Martin Buber: Das Problem des Menschen, Heidelberg 1982; Feuerbach- und Nietzschekapitel.
Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe, München 1984; Feuerbachkapitel.
Jens Soentgen: Ludwig Feuerbach und die Philosophie der Zukunft, in: Merkur, Oktoberheft 2022.
Alfred Schmid: Emanzipatorische Sinnlichkeit. Ludwig Feuerbachs anthropologischer Materialismus. München: Carl Hanser Verlag 1973 (immer noch unübertroffene Einleitung aus Sicht der kritischen Theorie).
Online/Digitale Veranstaltung Veranstaltung wird in Präsenz abgehalten.
Hauptunterrichtssprache deutsch
Literaturhinweise Literatur:
Quellentexte:
Ludwig Feuerbach:
Grundsätze der Philosophie der Zukunft (1843), ausgewählte Paragraphen: §§1, 22, 32, 33 (Liebe), 35, 48(Wesen der Anschauung), 54 (Thema der Philosophie), 58(Begriff der Wahrheit), 60, 61, 62(Ich-Du), online z.B. erhältlich unter https://philosophiaediscipulus.files.wordpress.com/2016/05/pdf-ludwig-feuerbach-philosophie-der-zukunft.pdf
Das Wesen der Religion (1851), vierte und fünfte Vorlesung. Online z.B. unter https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10931540?page=13
Karl Marx: Die sogenannten Feuerbach-Thesen, online z.B. unter http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm

Sekundärliteratur (wird auszugsweise online auf Digicampus zur Verfügung gestellt):
Hans Küng: Existiert Gott? München 1981; Feuerbachkapitel.
Martin Buber: Das Problem des Menschen, Heidelberg 1982; Feuerbach- und Nietzschekapitel.
Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe, München 1984; Feuerbachkapitel.
Jens Soentgen: Ludwig Feuerbach und die Philosophie der Zukunft, in: Merkur, Oktoberheft 2022.
Alfred Schmid: Emanzipatorische Sinnlichkeit. Ludwig Feuerbachs anthropologischer Materialismus. München: Carl Hanser Verlag 1973 (immer noch unübertroffene Einleitung aus Sicht der kritischen Theorie).
Sonstiges Aktualität der Klassiker: Ludwig Feuerbach

Hauptseminar als Blockseminar
Donnerstag. 15.12.22 - Freitag. 16.12.22 09:00 - 17:00 mit einer Mittagspause von 12-13.30 jeweils, Ort: ((Gebäude: WZU, Raum 101, ggf. online))
11.10, 15-16 Uhr, WZU: Vorbesprechung (Raum 101).

Prof.Dr. Uwe Voigt, PD Dr. Jens Soentgen

Die vorherige gründliche Lektüre der angegebenen Abschnitte aus den Quellen ist für das Seminar unerlässlich!
Wenn Sie zudem ein Referat halten möchten, sehr gern; Themen können in der Vorbesprechung vereinbart werden.

Einst, im Jahre 1843, konnte man in den Anekdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistic lesen: „Und es gibt keinen andern Weg für euch zur Wahrheit und Freiheit, als durch den Feuer-bach. Der Feuerbach ist das Purgatorium der Gegenwart.“ Der Satz wird meist dem begeisterten Feuerbach Leser Karl Marx zugeschrieben, es gibt jedoch auch die These, dass er von Feuerbach selbst stamme, wenn das zutrifft zeigt es, wie klar sich Feuerbach über seine philosophiehistorische Stellung war.
Wie auch immer: Müssen auch wir noch durch den Feuerbach? Kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Denker, deren Werke wir heute diskutieren, ohnehin schon bei Feuerbach in die Schule gegangen sind, oder ihn nicht vielmehr übertroffen und hinter und unter sich gelassen haben? Ist Feuerbachs „Philosophie der Zukunft“, deren „Grundsätze“ er 1843 veröffentlichte, nicht schon längst Vergangenheit, nicht schon längst aufgenommen und überwunden?
Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert schien es, als sei Feuerbach eine Sache von gestern, Eduard von Hartmann, der Erfinder des Unbewussten, urteilt in seiner Geschichte der Metaphysik, es handele sich bei Feuerbach nur um eine Sternschnuppe: „Als ein die Zeitgenossen blendendes Meteor ist er dahin gezogen, um in der Unphilosophie eines naiv realistischen Materialismus zu verlöschen.“
In der marxistischen Philosophiegeschichtsschreibung hingegen nimmt Feuerbach eine weitaus prominentere Rolle ein, war er doch, neben Hegel, einer der zwei Philosophen, denen Karl Marx bis zum Schluss höchste Wertschätzung zollte. Doch gerade deshalb meinte man auch hier, eine Feuerbach Lektüre sei im Grunde überflüssig und im Klassenkampf jedenfalls ein Luxus, da doch seine Einsichten bei Marx und Engels, und dann auch bei Lenin aufgenommen und durch ein gesellschaftskritisches Element und eine wissenschaftliche Geschichtsphilosophie ergänzt und aufgehoben worden seien. Die Elfte Feuerbachthese überbietet, wie man hier meint, den Denker, fordert sie doch: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Das gewaltsame Verändern war in der Tat Feuerbachs Sache nicht. Trotzdem wollte er keinesfalls, dass alles beim Alten bleibe, sonst wäre er wohl kaum der 1870 der von Bebel und Liebknecht gegründeten SDAP beigetreten, aus der die heutige SPD hervorging. 1872, vor 150 Jahren, starb Feuerbach auf dem Rechenberg in Nürnberg. In Bayern wird sein Andenken, vorsichtig formuliert, von offizieller Seite so gut wie gar nicht gepflegt, obwohl Feuerbach einer der ganz wenigen bedeutenden Philosophen war, der nicht nur in Bayern geboren war, sondern hier auch wirkte.
Man warf Feuerbach vieles vor, seinen Atheismus natürlich, andererseits wieder, dass er keine Geschichtsphilosophie und keinen Begriff von der gesellschaftlichen Wirklichkeit gehabt habe, zudem galt sein Naturbegriff als zu kontemplativ, während es doch darum ging, durch Anwendung der modernen, wissenschaftsbasierten Produktivkräfte aus der Natur Wohlstand für alle herauszumelken. Heute, inmitten einer zugrunde veränderten Natur denkt man aber vielleicht über den angeblich „kontemplativen Naturbegriff“ Feuerbachs anders.
Das Seminar hat das Ziel, anhand der gemeinsamen Lektüre und Diskussion ausgewählter Texte in das Philosophische Denken Feuerbachs einzuführen und zu fragen, was von seinem Denken weiterhin aktuell ist.
Der erste Tag ist dabei dem Kontext und den Ergebnissen des Feuerbachschen Philosophierens gewidmet, der zweite Tag soll erkunden, was die Philosophie Feuerbachs heute für Anknüpfungspunkte bietet.

Themen des ersten Tages 15.12.:
Ludwig Feuerbach und die Feuerbachs. Leben und Familie.
Feuerbach und das Ansbacher Porzellan
Überblick über das Werk. Hilfsmittel zum Studium Feuerbachs.
Feuerbach-Rezeption im 19. Jahrhundert: Überblick (Marx und Engels, Stirner, Nietzsche, Wagner u.a.)
Die Feuerbach-Rezeption des Karl Marx: Lektüre und Diskussion der Feuerbach-Thesen, insbesondere der 11ten.
Gemeinsame Lektüre: Ausgewählte Abschnitte aus: Das Wesen der Religion und aus: Grundsätze der Philosophie der Zukunft.
Atheismus in der Philosophiegeschichte

Themen des zweiten Tages 15.12.
Feuerbachs Du-Philosophie und ihre Rezeption bei Buber und Karl Löwith; Hinweis auf die Psychoanalyse Winnicotts
Feuerbachs Naturbegriff
Hunger und Durst: Zur Metaphysik der vitalen Bedürfnisse
Dankbarkeit gegenüber der Natur?

Literatur:
Quellentexte:
Ludwig Feuerbach:
Grundsätze der Philosophie der Zukunft (1843), ausgewählte Paragraphen: §§1, 22, 32, 33 (Liebe), 35, 48(Wesen der Anschauung), 54 (Thema der Philosophie), 58(Begriff der Wahrheit), 60, 61, 62(Ich-Du), online z.B. erhältlich unter https://philosophiaediscipulus.files.wordpress.com/2016/05/pdf-ludwig-feuerbach-philosophie-der-zukunft.pdf
Das Wesen der Religion (1851), vierte und fünfte Vorlesung. Online z.B. unter https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10931540?page=13
Karl Marx: Die sogenannten Feuerbach-Thesen, online z.B. unter http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm

Sekundärliteratur (wird auszugsweise online auf Digicampus zur Verfügung gestellt):
Hans Küng: Existiert Gott? München 1981; Feuerbachkapitel.
Martin Buber: Das Problem des Menschen, Heidelberg 1982; Feuerbach- und Nietzschekapitel.
Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe, München 1984; Feuerbachkapitel.
Jens Soentgen: Ludwig Feuerbach und die Philosophie der Zukunft, in: Merkur, Oktoberheft 2022.
Alfred Schmid: Emanzipatorische Sinnlichkeit. Ludwig Feuerbachs anthropologischer Materialismus. München: Carl Hanser Verlag 1973 (immer noch unübertroffene Einleitung aus Sicht der kritischen Theorie).

Räume und Zeiten

(Gebäude: WZU, Raum 101)
Donnerstag, 15.12.2022 - Freitag, 16.12.2022 10:00 - 17:00