Der Dialog Phaidros gehört zu den wirkungsgeschichtlich wichtigsten Schriften Platons. Einige prominente platonische Lehren finden in diesem Text ihren Ursprung, darunter die Lehre von der Seelenwanderung, die damit verbundene Lehre von der Wiedererinnerung an die im Jenseits geschauten Ideen und das Gleichnis vom Seelenwagen, in der die Vernunft als Wagenlenker die Kräfte des Begehrens zu zügeln hat. Allerdings zeigt sich bei näherer Hinsicht, dass Sokrates, indem er diese phantastischen Bilder formuliert, sich dabei nicht ohne Ironie mit den typischen Grundformen der erotischen und poetischen Rede seiner Zeit auseinandersetzt, denen er sodann im zweiten Teil des Dialogs die Grundformen der rhetorischen und der eigentlich philosophischen Rede gegenüberstellt. Man hat daher in der neueren Forschung erhebliche Zweifel daran angemeldet, ob die Texte überhaupt die Lehrmeinungen hergeben, die man ihnen herkömmlich entnehmen zu können glaubte. Das Seminar gibt Gelegenheit, die Grundaussagen des Dialogs gemeinsam zu erarbeiten und im Licht der modernen Kontroverse kritisch zu diskutieren.
Die Lektüre orientiert sich an der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher. Ein zweisprachiges Textskriptum wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
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