In seinem hochdramatischen Dialog Gorgias legt Platon den ersten systematischen Grundriss einer philosophischen Ethik vor, den er anschließend in seinem Hauptwerk Politeia mit einer Bestimmung der sittlichen Grundverfassung von Mensch und Staat zu einem vorläufigen Abschluss führt. Im Gorgias setzt der platonische Sokrates einer gesellschaftlichen Praxis, die weithin von Fremdbestimmung, Vorteilsstreben und rhetorischer Macht geprägt ist, das Verständnis eines selbstbestimmten, gerechten und vernunftgeleiteten Lebens entgegen. In der Politeia entwickelt Platon seine Lehre von den vier Kardinaltugenden, einen nachhaltigen Gerechtigkeitsbegriff und sein Verständnis von der Idee des Guten, das er in die berühmten Bilder des Sonnen-, Linien- und Höhlengleichnisses kleidet. Die Grundgedanken beider Dialogs werden in der Vorlesung eingehend vorgestellt und im Rahmen des platonischen Gesamtwerkes diskutiert.