Korpora – als digital zugängliche Sammlungen authentischer Sprachdaten – rücken seit geraumer Zeit verstärkt in den Fokus der Sprachvermittlung. Ihr didaktisches Potential wird dabei in verschiedenen Bereichen gesehen: So können etwa Korpora als Quelle für die Erstellung von schriftlichen oder mündlichen Lehrmaterialien dienen. Weiterhin lassen sich durch sog. Lernerkorpora authentische Sprachdaten von DaF- und/oder DaZ-Lernenden auf verschiedenen sprachlichen Ebenen analysieren. Über qualitative, d.h. häufigkeitsorientierte Korpusanalysen können Lehrpersonen (und Lernende) Informationen über die Gebräuchlichkeit und/oder Bedeutung von Wortschatzeinheiten, grammatischen Strukturen oder Handlungsmustern gewinnen. Und nicht zuletzt können Lernende selbst an die Nutzung von Korpora herangeführt werden, mit dem Ziel, eine sog. "Corpus Literacy" auszubilden.
Das Seminar bietet Gelegenheit, relevante Korpora für die Vermittlungspraxis im Bereich Deutsch als Fremd- und Deutsch als Zweitsprache kennenzulernen. Dabei werden sowohl Korpora gesprochener Sprache, Korpora geschriebener Sprache als auch multimodale Korpora (z.B. Videokorpora) berücksichtigt.
Durch die Lektüre einschlägiger Publikationen und anhand konkreter Aufgabenstellungen gewinnen Sie Einsichten in die Chancen und Grenzen von Korpora für die Beschreibung und Vermittlung des Deutschen als Zweit- und als Fremdsprache. Sie machen sich exemplarisch mit der Nutzung (Suche, Auswahl, Filter) von Korpora vertraut, erheben Daten für ein eigenes Korpus und reflektieren dabei die Arbeitsschritte. In Miniprojekten entwerfen Sie für unterschiedliche Zielgruppen Unterrichtssequenzen zur einzelnen Aspekten der Sprachvermittlung (z.B. Grammatikarbeit, Wortschatzarbeit, Phänomene gesprochener Sprache …), in denen mit Korpusdaten gearbeitet werden soll und/oder mit denen Lernende in die Lage versetzt werden sollen, selber an Korpora zu arbeiten.