Ihre Methodenausbildung im Master zielt nicht allein darauf, Ihre handwerkliche Kompetenz in der Produktion empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse zu stärken. Zwingend dazu gehört auch die Fähigkeit, die Voraussetzungen, Bedingungen, Stärken und Grenzen des von Ihnen beschrittenen Erkenntnisprozesses reflektieren zu können. Hier geht es z.T. um sehr grundlegende Fragen: Welche Vorstellung von sozialer Wirklichkeit bzw. Realität liegt dem Forschungsprozess zugrunde (Ontologie)? Was können wir über diese soziale Wirklichkeit (auf der Basis der von uns gewählten Methoden) wissen (Epistemologie)? Wie ist z.B. Verstehen überhaupt möglich, was sind seine Voraussetzungen und wie können wir Verstehen methodisch absichern?
Schließlich: Welche sozialtheoretischen Annahmen leiten unser Forschungshandeln an in der Frage, wie unser Untersuchungsgegenstand sozial hervorgebracht wird (durch Normen? über symbolische Interaktion? durch Diskurse? über den Vollzug von Praxis?)? Darüber hinaus sind auch die herangezogenen (inhaltlichen) Bezugstheorien daran beteiligt, dass unser empirisches Forschen durch und durch von Konstruktionsprozessen durchzogen ist. Diese gilt es, auch im Sinne einer Verhältnisbestimmung von Theorie und Empirie zu klären. Die Frage, welche Konsequenzen mit diesen Entscheidungen für das weitere Vorgehen und für die zu erwartende Qualität Ihrer Daten verbunden sind, bleibt über den gesamten Forschungsprozess hinweg eine beständige Reflexionserfordernis. Das Seminar will dazu beitragen, dass Ihre im Master zu entwickelnden Forschungszugänge hinsichtlich der skizzierten Fragestellungen argumentativ klar verortet werden können und so ein belastbares Fundament aufweisen, auf dem die von Ihnen gewählten Methoden aufruhen.